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Ein halbes Jahr sind die drei Medizinischen Universitäten in Wien, Graz und Innsbruck jetzt alt. Zeit für den Rektor der MUW, Wolfgang Schütz, Bilanz zu ziehen. Man habe unter "schwierigsten budgetären Rahmenbedingungen" viel erreicht, doch die Pläne für die Zukunft umfassen noch viel ehrgeizigere Projekte, wie etwa die Schaffung eines PhD-Studiums in Zusammenarbeit mit der Uni Wien. "Konfliktpotenzial" ortet man an der Medizin-Universität in der Bundeshauptstadt durch die Forderung nach Einschränkung der Routinebehandlungen am AKH. Zu Reibungen könnte es auch mit den Studierenden wegen Studienplatzbegrenzungen im zweiten Abschnitt kommen.
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Stolz ist Rektor Schütz auf das, was er und sein Team in dem halben Jahr erreicht haben. Es sei eine neue Universität geschaffen worden, die eigenständig operiert, aber doch weiter Kooperationen mit der früheren Mutter-Uni, der Hauptuniversität Wien, eingegangen ist.
Die Straffung der Verwaltung sei schon "dringend notwendig" gewesen, so Schütz auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Institute wurden zu Zentren zusammengelegt, das gesamte Rechnungswesen auf SAP umgestellt und es wurde eine völlig neue Leitungs- und Verwaltungsstruktur aufgebaut. Diese sei untypisch für Universitäten, weil Rektor und Vizerektoren gleich gestellt seien, erläutert Schütz.
Unmittelbare Zukunftspläne umfassen die Schaffung von neuen Studien wie einem PhD und Pflegewissenschaften und neuen Lehrgängen, wie "Health Care Management" und "Public Health". Die Gesundheitsvorsorge sei überhaupt einer der Schwerpunkte in den Planungen der Medizin-Uni Wien betont der Rektor. All diese Vorhaben würden in Zusammenarbeit mit der Uni Wien verwirklicht. Ansonsten seien die "sehr langwierigen Trennungsverhandlungen" beendet. "Jetzt herrscht Klarheit", stellte Schütz fest, "auch beim Budget". Ganz eigenständig will die MUW ihr Weiterbildungsangebot verstärken.
Als besondere Herausforderung der Medizinische Universität Wien nennt der Rektor den sogenannten "Triple Track". Die Hochschule müsse nicht nur Lehre und Forschung sondern auch klinische Betreuung unter einem Dach vereinen.
Kräftemessen mit der Stadt
Neben der Schaffung neuer Ausbildungszweige muss auch ein neuer Organisationsplan für den klinischen Bereich erstellt werden. Dabei denkt man an der Medizinischen-Universität über die Auslagerung von Routinebehandlungen aus dem Allgemeinen Krankenhaus nach.
Natürlich gäbe es - vor allem durch den im klinischen Bereich bedingten hohen personellen Aufwand - budgetäre Probleme. Allerdings sei das ein österreichweites Problem, ist Schütz überzeugt.
"Wir haben derzeit kein Geld für Investitionen", so Schütz. Um finanzielle Mittel locker zu machen, müsse eingespart werden und zwar beim größten Budgetposten: dem Personal. Bereits im Juni war ein Aufnahmestopp am AKH verhängt worden.
Als nächster Schritt sollen Routinebehandlungen am größten österreichischen Krankenhaus eingeschränkt werden. Diese könnten, so MUW-Vizerektor Peter Soswinski, zuständig für klinische Angelegenheiten, auch andere Krankenhäuser in Wien übernehmen. Das AKH, so der Wunsch der Medizin-Uni, solle sich dann fast ausschließlich auf Spezialfälle wie etwa schwierige Herzoperationen, Gamma-Knife-Behandlungen, etc. beschränken.
Grundversorgung solle nur in einem Ausmaß angeboten werden, bei dem "die Forschung, die Lehre und die Ausbildung der Ärzte" noch gewährleistet werden können.
Dass die nötigen Kapazitäten für diese Umschichtung an den anderen Krankenhäusern vorhanden sind, davon zeigt sich auch der stellvertretende Vorsitzende des Senats der MUW, Udo Illievich, gegenüber der "Wiener Zeitung" überzeugt. Er sieht allerdings auch einem "Kräftemessen" zwischen der Uni und der Stadt Wien entgegen.
,Studieren Sie etwas Anderes'
Angesprochen auf die Problematik der Studienplatzbegrenzung für den zweiten Abschnitt ab Herbst, erläutert der Vizerektor für Lehre, Rudolf Mallinger: "Wir brauchen ein modernes Studium und keines, dass unbegrenzt Plätze anbietet." Dazu würden sowohl die finanziellen, die personellen als auch die räumlichen Ressourcen fehlen.
Deshalb habe man eine Prüfung eingeführt durch die entschieden wird, wer gleich einen Studienplatz bekommt und ein Jahr warten muss. "Eine klare Zugangsregelung wäre Sache der Politik und nicht der Uni", so Mallinger. Außerdem schließen insgesamt - mit allen Wiederholungen - 60 Prozent der Studierenden die Prüfung positiv ab, gibt der Vizerektor zu bedenken.
Doch der "Rucksack" jener, die auf einen Studienplatz warten, wächst. Laut Auskunft des Rektorats gibt es Prüfungen die anstatt nur zu Warten aus dem 2. Abschnitt vorgezogen werden können. Doch Schütz ist auch überzeugt, dass viele Studierende während dieser Zeit ihr Studium wechseln werden: "Das haben sie bisher getan, und das werden sie auch weiter tun.
Die Famulatur bleibt
Weiterhin ungeklärt ist die Frage der Famulatur. Wie berichtet hat ein VfGH-Urteil ein Problem mit dem Versicherungsschutz während dieses verpflichtenden Praktikums für Medizin-Studenten aufgezeigt - völlig überraschend sowohl für die Unis, als auch für die Krankenanstalten. Die Frage ist nun, wer den fehlenden Versicherungsbetrag von etwa 180 Euro für vier Wochen auch rückwirkend für die letzten Jahre zahlt.
Als Übergangslösung bis zu einer eventuellen Reparatur des Gesetzes kann sich Mallinger vorstellen, dass das Bildungsministerium den Unis das Geld zur Verfügung stellt und diese tätigen dann die Zahlung gegenüber den Krankenanstalten. "Nicht aufdividiert werden" solle diese Belastung den Studierenden, betont Mallinger im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Auch werde die Famulatur sicher nicht abgeschafft.