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Schutzbestimmung wird zu Bumerang

Von Ina Weber

Politik

Frauen an der Uni: Kromp-Kolb hält wenig von Quote. | "Wiener Zeitung":An Österreichs Unis gibt es Proteste wegen der Rektoren-Wahl. Glauben Sie, dass Frauen diskriminiert werden?


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Helga Kromp-Kolb: Das Gender-Thema steht nicht im Vordergrund. Diskriminierung kommt zwar öfter vor, als man denkt, aber es ist schwer, sinnvolle Maßnahmen zu setzen.

Was halten Sie von einer Frauen-Quote?

Das halte ich für problematisch. Die Frau läuft Gefahr, zur Quoten-Frau abgestempelt zu werden, die nur gepusht wurde, weil sie eine Frau ist. Ein weiteres Problem ist, dass Frauen erst gar nicht auf einen Vorschlag kommen, weil befürchtet wird, dass sie dann genommen werden müssen. Das ist ähnlich wie bei behinderten Menschen. Der Arbeitgeber kann sich nicht nach Bedarf trennen - also stellt man sie gar nicht an.

Das heißt, Schutzbestimmungen für Frauen sind kontraproduktiv?

Was als Schutz gedacht ist, wird oft zum Bumerang.

An den öffentlichen Unis gibt es keine einzige Rektorin. Wie trägt man dann dafür Sorge, dass Frauen höher hinaus kommen?

Der Prozess beginnt von unten. Der Anteil der Assistentinnen und Professorinnen hat sich schon erhöht. Das System wird sich ändern müssen. Aber das geht nicht von heute auf morgen.

Was sagen Sie als Senatsmitglied der Uni für Bodenkultur dazu, dass der Rat Ihren Vorschlag abgelehnt hat?

Laut Gesetz darf der Rat den Senats-Vorschlag nicht zurückschicken. Diese Vorgangsweise ist für uns befremdend. Wir werden nächste Woche den Uni-Rat treffen, um eine interne Lösung zu finden. Ich hoffe, dass der Uni-Rat zur Einsicht kommt.

Helga Kromp-Kolb ist stellvertretende Senatsvorsitzende der Uni für Bodenkultur und Leiterin des Instituts für Meteorologie.