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Schwach, schwächer, Trump

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Mit dem Rücktritt des Nationalen Sicherheitsberaters Michael Flynn hat sich die Sache für US-Präsident Donald Trump noch nicht erledigt. Dem Vernehmen nach wusste Trump seit Wochen, dass Flynn - noch in der Amtszeit Barack Obamas - mit russischen Offiziellen die Rücknahme der Sanktionen besprochen hatte. Die Frage lautet also: Hätte Trump nicht früher tätig werden müssen? Immerhin ist ein derartiges Nahverhältnis eines US-Sicherheitsberaters zu Russland nicht nur einzigartig, sondern auch ein Risiko.

Auch andere Berater im Weißen Haus sollen gewusst haben, was Flynn da besprochen hat.

Zuerst wurde noch dementiert, dann kehrte langsam die Erinnerung zurück, da die US-Geheimdienste solche Kontakte natürlich mitverfolgen und den Nachweis führen können.

Das Chaos in der Trump-Administration führt nach wenigen Wochen im Amt zur Diskussion, wie lange dieser US-Präsident wohl bleiben werde. Trumps Gegner hoffen jetzt schon auf ein "Impeachment", also die Absetzung dieses Präsidenten. Die republikanische Partei hält zwar noch zu ihm, doch auch dort keimt Kritik auf. Zwar kündigte Trump sehr rasch an, "Obamacare", eine allgemeine Krankenversicherung, durch ein anderes System zu ersetzen. Davon ist aber wenig zu sehen, was Millionen US-Bürger verunsichert.

Der mächtigste Mann der Welt muss aber vor allem eines sein: berechenbar. Das Chaos rund um Flynns Rücktritt hat die Börsen in Asien und den US-Dollar schwächer werden lassen. Das zeigt, dass die USA in der internationalen Finanzwelt plötzlich als politisches Risiko wahrgenommen werden - ein unerhörter Vorgang. Wenn die kolportierten Machtkämpfe der Berater im Weißen Haus nicht schleunigst beendet werden, gehen diese Turbulenzen weiter. Auch die "Open-Air-Beratungen" Trumps mit seinen Beratern in Florida anlässlich des nordkoreanischen Raketentests haben bei US-Geheimdiensten massive Sicherheitsbedenken hervorgerufen.

Der Einzige, der sich freuen kann, ist Russlands Präsident Wladimir Putin. Der Kreml lässt genüsslich verbreiten, Flynn habe zurücktreten müssen, weil viele in Washington an keiner Entspannung mit Russland interessiert seien. Das sind manipulative Äußerungen nach dem Motto: Böses Establishment. Denn Putin weiß eines genau: Trumps Schwäche ist seine Stärke.