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Schwache ins Boot holen

Von Ina Weber

Politik

Kalina: "Kurswechsel der ÖVP" nutzen. | Brinek für verpflichtendes Gratis-Kindergartenjahr. | Wien. Dass sie den Kindergarten verstärkt als Bildungseinrichtung sehen wollen, darüber sind sich SPÖ und ÖVP einig. Denn laut Regierungsprogramm soll ein "vorschulisches Bildungsangebot, mit welchem alle 5-Jährigen erfasst werden" erarbeitet werden. Nur hapert es wie so oft am unterschiedlichen Zugang der beiden Großparteien.


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Die SPÖ forderte am Freitag ein verpflichtendes Vorschuljahr und das bereits ab Herbst 2008. Dafür sollen Volksschullehrer und Kindergärtner zusätzlich pädagogisch geschult werden, "um sprachliche und soziale Kompetenzen" der Kinder zu fördern. Die Kosten seien sekundär, meinte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina, und könnten bei den vorgezogenen Finanzausgleichsverhandlungen berücksichtigt werden. 55 bis 65 Millionen Euro pro Jahr rechnete die SPÖ vor, seien für diese Umstellung "im Interesse der Kinder" notwendig. Verfassungsrechtlich gebe es auch noch einiges zu tun.

Es gehe vor allem darum, die sozial Schwächeren zu fördern. 92 Prozent der Fünfjährigen gehen bereits in einen Kindergarten, bei den restlichen 8 Prozent handle es sich vorwiegend um Migrantenkinder, die die finanzielle Hürde nicht schaffen. Kalina will "den Kurswechsel der ÖVP" nützen. So gebe es positive Signale von ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon und Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek.

Davon weiß die ÖVP jedoch nichts. Sie lehnt ein verpflichtendes Vorschuljahr ab. Bildungssprecher Fritz Neugebauer ist generell "gegen Verpflichtungen". "Es gibt eine Koalitionsübereinkunft, an die ich mich halte und derartiges ist nicht vorgesehen."

Brinek warnte gegenüber der "Wiener Zeitung" vor einer "Schulzeit-Diskussion": Ein Vorschuljahr bedeute ein Jahr länger Schule. "Ich muss nicht gleich ein ganzes Haus zertrümmern, nur weil ich neue Möbel brauche." Außerdem sei das Nach-Qualifizieren von Lehrern für ein solches Jahr nicht so einfach. Sie hält ein verpflichtendes Gratis-Kindergartenjahr für sinnvoller. Eine Verpflichtung sei hier notwendig, um alle ins Boot zu holen.