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Schon vor Beginn der Late-Night-Show mit Anke Engelke auf SAT.1 waren von allerlei Promis Wetten abgeschlossen worden, dass die junge Frau dem Format nicht gewachsen sein werde. Rudi Carrell etwa war von ihrer Nichteignung am vehementesten überzeugt - und sieht sich in seinem Urteil nach der zweiten Sendewoche mehr als bestätigt.
"Wie ein Streichholz in der Olympia-Halle" stehe sie da, lästerte der Show-Profi in der "Bild"-Zeitung. Ganz so negativ fällt meine erste Zwischenbilanz nicht aus. Natürlich ist Engelke im direkten Vergleich zu Harald Schmidt überfordert -vor allem zu jenem Schmidt, wie er sich in den letzten Jahren präsentierte. Aber das ist ein unfairer Vergleich. Wenn schon, muss man Schmidts Anfänge heranziehen. SAT.1 wiederholte ja kürzlich einige frühe Folgen - und da zeigte sich, dass Schmidt damals bei weitem nicht so souverän war wie zuletzt. Trotzdem war er schon in seinen Anfängen besser als Engelke, die vor allem bei der satirischen Betrachtung von Tagesthemen extrem unlocker wirkt.
Schwache Pointen, durchschnittliches Kabarett - mehr ist da nicht. Sie ist keine Frau für den lustvoll-ungezwungenen Tabubruch. Dafür schlüpft sie gekonnt in viele schräge Rollen, wie man bereits aus der Sketch-Comedy "Ladykracher" (übrigens heute um 20.15 Uhr auf SAT.1) wusste.
In die Rolle der Gastgeberin muss Engelke freilich erst hineinwachsen, die ist ihr noch spürbar unvertraut. Insgesamt ist sie eine sympathisch-aufgeweckte Erscheinung, aber ob das ausreichen wird, aus dem schwierigen, (spät-)abendfüllenden Format etwas unverkennbar Eigenständiges zu entwickeln, bleibt abzuwarten.
Mit Skepsis.