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Schwangerschaft ist kein Risiko

Von Alexandra Grass

Wissen
Pro Jahr erkranken rund 5200 Österreicherinnen an Brustkrebs.
© © © Image Source/Corbis

Ab 2013 gibt es ein systematisches Brustkrebs-Früherkennungs-Programm.


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Wien. Eine Schwangerschaft stellt für Frauen mit Brustkrebs kein Risiko dar. Außerdem scheinen Patientinnen, die schwanger werden, länger zu überleben. Mit diesem Studienergebnis ließen Wissenschafter bei der 8. Europäischen Brustkrebskonferenz (EBCC-8) am Mittwoch in Wien aufhorchen. Demnach erhöht entgegen früheren Befürchtungen eine Schwangerschaft den Östrogenspiegel im Körper nicht und bewirkt kein Wiederauftreten der Erkrankung. Als Schutz kann dies aber nicht gesehen werden, betonte Hatem A. Azim Jr. vom Jules Bordet Institut in Brüssel.

Auch bei Frauen im gebärfähigen Alter ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung. Da heute viele Frauen erst später eine Familie gründen und sich die Überlebensrate beim Mammakarzinom verbessert hat, steigt die Zahl der Patientinnen, die nach Beendigung der Therapie noch Kinder bekommen wollen.

Eine von acht Frauen

Insgesamt erkranken in Österreich pro Jahr rund 5200 Frauen, 1500 sterben an Brustkrebs. "Eine von acht Frauen ist einmal in ihrem Leben mit dieser Diagnose konfrontiert", erklärt Kongress-Organisator Michael Gnant von der Uniklinik für Chirurgie der Medizinischen Universität Wien.

Angesichts dessen wird in Österreich seit einiger Zeit mit Hochdruck an der Einführung eines systematischen Brustkrebs-Früherkennungs-Programms gearbeitet. Ab 2013 werden alle Frauen zwischen 45 und 69 Jahren regelmäßig alle zwei Jahre in einem persönlichen Brief der jeweiligen Krankenkasse zur Mammografie-Untersuchung eingeladen. Das Spezielle am heimischen Programm: Zusätzlich zur Mammografie ist, anders als in anderen europäischen Ländern, bei dichtem Brustgewebe eine Ultraschall-Untersuchung vorgesehen.

Frauen ab dem 50. Lebensjahr, deren Brüste einen hohen Anteil an dichtem Drüsengewebe aufweisen, haben ein erhöhtes Rückfallrisiko beim Mammakarzinom, erklärten schwedische Forscher. Die Brustdichte variiert von Frau zu Frau und nimmt mit dem Alter ab. "Aus Studien wissen wir, dass diese Abnahme der durchschnittlichen mammografischen Dichte rund zwei Prozent jährlich beträgt", erklärte Louise Eriksson vom Karolinska Institut in Stockholm. Die Studie zeige, dass die Brustdichte vor beziehungsweise zum Zeitpunkt der Krebsdiagnose auch später noch berücksichtigt werden sollte, etwa bei der Entscheidung über eine adjuvante Therapie - also nach der Erstbehandlung - und über die Nachbetreuung.

Die Praxis des systematischen Screenings steht wissenschaftlich mittlerweile auf standfesten Beinen. Wie eine niederländische Studie zeigt, kann damit die Sterberate um 16 Prozent gesenkt werden. Würde man die Untersuchungen auch auf Frauen im Alter zwischen 40 und 49 Jahren ausdehnen, könnte die Mortalität noch einmal um 5,1 Prozent reduziert werden, erklärten niederländische Wissenschafter vom Erasmus University Medical Center in Rotterdam beim EBCC-8.

"Wenn wir mit der zusätzlichen Ultraschall-Untersuchung erfolgreich sind, dann wird das ein weltweiter Standard werden. Österreich fungiert hier als Vorbild", zeigte sich der Radiologe Thomas Helbich vom Comprehensive Cancer Center an der Medizinischen Uni Wien erfreut. Je kleiner das Karzinom zum Zeitpunkt der Diagnose ist, desto besser ist auch die Überlebenschance.

Eine Analyse für die Jahre 1997 bis 2006 von Spezialisten der Klinischen Abteilung für Onkologie am AKH zeigte einen ausgesprochen positiven Trend: Bei den Mammakarzinomen erhöhte sich insgesamt die durchschnittliche Überlebenszeit selbst bei fortgeschrittener Erkrankung von 22 auf 58 Monate. Diese Entwicklung ist wesentlich auf die Verwendung moderner High-Tech-Medikamente aus der Biotechnologie im Rahmen der "zielgerichteten Therapie" zurückzuführen. Wird bei Brustkrebs in fortgeschrittenem Stadium nur eine Chemotherapie verwendet, erhöht sich die Überlebenszeit von 11,5 bis 15,8 auf 14,5 bis 18,6 Monate. Bei Tumoren, bei denen zusätzlich etwa der monoklonale Antikörper Herceptin eingesetzt werden kann, stieg sie von 20,3 bis 22,7 auf 25,1 bis 31,2 Monate.

Patientinnentag in der TU

Als Abschluss des Kongresses findet am Samstag ein Patientinnentag statt, an dem die neuesten Erkenntnisse der Brustkrebsforschung vorgestellt und diskutiert werden. "Es ist essenziell, dass wir betroffenen Frauen die Ergebnisse der Spitzenforschung in einer allgemein verständlichen Sprache präsentieren. Zudem gibt es ausreichend Möglichkeiten, den Experten, mit denen man sonst nicht so leicht in Kontakt kommt, Fragen zu stellen", erklärt Michael Gnant. Er selbst und andere Top-Experten wie der EBBC-Vorsitzende David Cameron, die Präsidentin von Europa Donna International, Elizabeth Bersten Nordström, Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe, und Thomas Helbich werden Referate halten. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Patientinnentag im Rahmen der Europäischen Brustkrebskonferenz am 24. März von 9 bis 12 Uhr in der TU Wien, Karlsplatz 3, 1040 Wien