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Genauso sicher wie Kern Geschichte ist. Kerns Hauptfehler war, dass er der Realität zu wenig Bedeutung beimaß. Er dachte, er könnte mit einer Designer-Mannschaft, die die gesamte Breite der potentiellen Wählerschaft abdeckt, die Macht, so wie er sie erlangte, auch erhalten.
Dass Kern versagte, ist kein Erfolg seiner politischen Gegner oder der "Aufdeckerpresse", sondern der Verdienst der Redlichkeit in den "unteren Reihen".
Aus der Aktion Silberstein lassen sich drei Tatsachen über die heutige Politik ableiten:
1) Alles nur Show
2) Die Oberen sind korrupt
3) Rettung kommt nur von unten
Am 15.10. wird Österreich auch darüber abstimmen, inwieweit die Gesellschaft willens ist, die Wenigen, die durch Spalten und Lügen reich und unangreifbar werden wollen, doch noch in die Schranken zu weisen.
Das System "redlicher Konsul - reicher Prokonsul" hat sich bereits etabliert.
Schröder und Barroso sind bekannte Beispiele für ehemalige "Konsule", die sich ihre Amtszeit als "Prokonsule" vergolden lassen.
Dass die Silberstein-Connection vor dem 15.10. aufgeflogen ist, ist nicht Österreichs Verdienst. Auch kein Verdienst eines anderen europäischen Landes.
In Europa habe alle Kontrollmechanismen versagt.
Das ist das eigentlich Erschreckende.
Das Tröstliche ist, dass das Voranschreiten des Dirty Campaigning der SPÖ aus den eigenen Reihen gestoppt wurde. Der Widerstand kam aus den hinteren Reihen, in denen die persönliche Bereicherung noch nicht einziges Ziel ist.
Was wirklich genau abgelaufen ist, wird wahrscheinlich immer nur eine Vermutung bleiben. Um es mit Van der Bellens Wort - allerdings mit einer gänzlich anderen Bedeutung - zu sagen: Es war arschknapp.
Nun ist die Justiz gefragt. Die müsste beginnen, zB Fußis Aktionen aufzuarbeiten. Während Zeitungen Fußis Botschaften, "ich geb dir das doppelte und sorge dafuer dass dir rechtlich nichts passiert" publizieren, versucht der Justizminister medial damit zu punkten, dass er sich zu seinem 60er einen teuren Oldtimer geschenkt hätte, damit er durch das schöne Land fahren könne.
Der größte politische Skandal wären nicht die Ereignisse rund um Silberstein & Co an sich, sondern, dass die Justiz dazu schweigen würde.
Silberstein ist kein Catilina. Aber der nächste "Silberstein" könnte - wenn sich die Justiz jetzt nicht "einmischt"- es sein.
Für die Politik ist "the show must go on" kein brauchbares Motto.
Ganz egal, ob die SPÖ zweite oder dritte wird. Die ÖVP wird sie diesmal nicht als Koalitionspartner akzeptieren können. Nicht weil zu viel Porzellan zerschlagen wurde, dagegen sind Politiker immun, sondern weil trotz aller Unkenrufe die Wählerschaft mündig genug ist, um rote Linien, die nicht überschritten werden sollten, zu erkennen und vor allem auch zu fordern.