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Schwarz sehen bei der Elite-Gala

Von Christina Böck

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Inszenierung ist alles. Wer wüsste das besser als Hollywood. Es war eindrucksvoll, dass fast alle Frauen bei den Golden Globes ein schwarzes Kleid trugen. Sie wollten damit im Windschatten der #MeToo-Debatte Solidarität mit Opfern von Ungleichbehandlung und sexuellem Missbrauch ausdrücken.

Da ist es praktisch, dass Luxusdesigner von Versace bis Givenchy auch schwarze Roben in vielfacher Ausführung im Ausleih-Fundus haben. Denn ganz auf den Glamourfaktor will man auch wieder nicht verzichten. Das zeigt, in welcher Bredouille sich so eine Preisgala in der Post-Harvey-Weinstein-Ära befindet. Man kann die Thematik nicht ignorieren, aber so wirklich glaubwürdig können die Lippen- beziehungsweise Modebekenntnisse nicht vermittelt werden - zumal es sich um einen elitären Kreis der Erfolgreichen handelt, in den die sexuell Missbrauchten und Ungleichbehandelten naturgemäß nie vordringen.

Das macht auch die gefeierte Predigt von TV-Star Oprah Winfrey so ambivalent. Es ehrt sie, dass sie an Frauen erinnert, die in unglamourösen Berufen ungerecht behandelt werden, dass sie Männern, die ihre Macht ausnützen, den Kampf angesagt hat. Doch macht es grübeln, wie weit es her sein kann mit dieser "neuen Zeit": In Winfreys Wikipedia-Eintrag wird allein in einem einzigen Absatz etwa zwanzig Mal erwähnt, wie mächtig und einflussreich diese Frau ist. Warum hat sie ihre Macht eigentlich bis jetzt nicht dafür genützt, um zumindest in ihrem ureigenen Bereich, der Unterhaltungsindustrie, gegen derartige Missstände zu kämpfen?