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Schwarze Pädagogik

Von Stefanie Holzer

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Durch den höheren Informationsgrad nimmt auch das Bedürfnis nach Aktionismus und die Neigung zu Anlassgesetzgebung zu. Vollmundig verwendet man, nachdem in Großbritannien ein Kind ermordet worden war, den Nazi-Terminus "Kinderschänder" und denkt sich vor der Kamera rechtsstaatlich bedenkliche Methoden zur Eindämmung dieser angeblichen Volksseuche aus.

Am Dienstagabend berichtete nun Infrastrukturminister Michael Schmid in Gisela Hopfmüllers "Report" darüber, was er nach dem furchtbaren Unfall auf der Westautobahn zu tun gedenkt. Die Strafen für Verkehrsdelikte müssen erhöht werden. Private Radarmessungen erbringen mancherorts schon Körberlgeld in Millionenhöhe. Auch wenn sich das Mitgefühl mit notorischem Schnellfahren in Grenzen hält, so scheint die zivilisierende Wirkung der Methode Strafe allein wenig überzeugend. Die Politik könnte sich der Informationsmedien bedienen, um deutlich zu machen, dass Blinken beim Spurwechseln nicht nur was für tattrige Omis ist. Geschwindigkeitsbegrenzungen sind keine Schönheitspflästerchen für die Landschaft, und es schadet auch gar nichts, wenn man, wie das im Fahrkurs seinerzeit gelehrt wurde, nicht in Kreuzungen einfährt, solange die Weiterfahrt behindert ist. Und wenn das doch geschieht, dann hupt man nicht wie verrückt . . . Neben einer zeitgemäßen Gestaltung der Strafhöhe muss ein positiv-pädagogischer Impetus spürbar sein: Wenigstens der zuständige Minister darf seine Klientel, die Autofahrer, nicht für unreformierbare Monster halten.