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Schwarze Pädagogik im TV

Von Ina Weber

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Inmitten der Flut von Reality-Shows und Doku-Soaps, die verbinden wollen, was eigentlich unvereinbar ist, nämlich Realität mit Fiktion, ist die Frage nach dem "Warum" und welche Folgen jene Serien haben könnten schon völlig belanglos geworden. Sie sind da, zuhauf. Kabel1 schuf 2009 eine Sendung, die derzeit viele Kanäle füllt: "Die strengsten Eltern der Welt". So wie man sich die unzähligen Skript-Autoren vorstellt, die an den Folgen von "Reich und Schön" oder "Sturm der Liebe" mit den abgenutzten Schablonen namens Fehltritt, Lüge, Mord, Krankheit oder schwanger von einem anderen arbeiten, so fragt man sich, wie das Entstehen solcher Sendungen wohl vor sich geht. "Wir wollen es den Kindern mal so richtig zeigen", "Sie müssen heulen", "Wir schicken sie am besten nach Afrika", "Sie sollen mit eigenen Augen sehen, wie glücklich ein so ein kleines, schwarzes, unterernährtes Kind ist, dessen Vater drogenabhängig ist und die Mutter nicht weiß, woher sie das Essen für ihre sechs Kinder herkriegen soll". "Wir nehmen immer zwei böse, deutsche Kinder, die sich daheim nicht benehmen können, eines soll beim Anblick der Slums emotional zusammenbrechen, das andere soll es locker nehmen." Von den strengen TV-Eltern, bei denen sie für eine Woche bleiben, werden sie gezüchtigt. Anschließend geht es wieder zu den richtigen Eltern, dem arbeitslosen Alkoholiker und der überforderten, dreifachen Mutter ohne Schulabschluss. Die sind dem Fernsehen dankbar, endlich hat auch mal jemand anderer zur Rute gegriffen.