Mitte März erschütterte ein - wahrscheinlich lang geplanter - Gewaltausbruch den Traum von einem multiethnischen Kosovo. Albaner vertrieben rund 4.000 Serben aus ihren Häusern und zerstörten Erinnerungsorte serbischer Präsenz. Von diesem Gewaltausbruch wurde die internationale Gemeinschaft völlig überrascht. Während EU-Außenkommissar Chris Patten der Krisenregion nun einen Besuch abstattete, fand ihn Wien eine hochrangig besetzte Konferenz zur Lage im Kosovo statt.
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Patten traf am Montag in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo mit Vertretern beider Volksgruppen, der serbischen Minderheit sowie der albanischen Mehrheit, zusammen. In den Gesprächen mit den Serben ging es vor allem um den Wiederaufbau der im März zerstörten Häuser sowie die Rückkehr serbischer Abgeordneter ins Provinzparlament, das von diesen seit Februar boykottiert wird. Gegenüber den Albanern rief Patten das Ziel der Europäischen Union in Erinnerung, im Kosovo eine multiethnische Gesellschaft nach den Normen der EU zu schaffen.
Während sich also die EU um eine Wiederannäherung von Albanern und Serben bemüht, beschäftigte sich in Wien auf Einladung des Büros für Sicherheitspolitik eine Konferenz mit den Zukunftsperspektiven der Unruheprovinz aus serbischer Sicht.
Rückkehrrecht Bedingung
Für Desimir Tosic, Experte für internationale Beziehungen, ist eine dauerhaft friedliche Lösung nicht mit kurzfristigen Statusänderungen erreichbar. Vor jeder Lösung müssten jedoch zwei Bedingungen erfüllt sein: Sicherheit für alle Bürger im Kosovo und die Rückkehr der vertriebenen Serben.
Kritik übt der serbische Kosovo-Experte Branislav Krstic am Verhalten der internationalen Gemeinschaft: Die engagierten Großmächte hätten über keine abgestimmte Standpunkte verfügt - und was an solchen Standpunkten auch gegeben haben mag, die Gewaltausbrüche von Albanern gegenüber Serben im März hätten diese über Nacht über den Haufen geworfen, ist Krstic überzeugt.
Vogel-Strauß-Taktik
Dazu passt ins Bild, dass auch die Warnungen der serbischen Seite vor einer Eskalation der Situation im Kosovo ungehört verhallten: Die EU hatte ein solches Szenario schlicht nicht wahrhaben wollen.
Tosic sieht in den Ereignissen der vergangenen Monate aber auch die Chance auf eine neue Sicht der Probleme: Bislang seien stets die Serben als die schwarzen Schafe und Täter, die Albaner jedoch als die unschuldigen Opfer betrachtet worden. Die Ereignisse im Kosovo hätten diese Sicht der Dinge auf den Kopf gestellt. Man müsse endlich erkennen, dass es auf beiden Seiten Opfer und Täter gebe.
Die zentrale Frage warf dann Erich Reiter, als Leiter des Sicherheitsbüros zugleich auch Gastegeber der Konferenz, auf: "Auch im Kosovo gibt es eine Geschichte: Wie sollen daher die kosovarischen Albaner überzeugt werden, einem Staat anzugehören, den sie schon in der Vergangenheit abgelehnt haben?"
Indem sich die politischen Führungen beider Seiten von radikalen Positionen verabschieden, lautete die als Hoffnung formulierte Antwort des serbischen Botschafters in Wien, Mihajlo Kovac.