ATX verliert im Gefolge der Russland/Ukraine-Krise mehr als 15 Prozent - im Gegensatz zu den großen internationalen Aktienmärkten, die zulegen. Raiffeisen, Erste und OMV ziehen den Markt nach unten.
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Wien. Das ging ziemlich daneben: Vor einem Jahr hatten heimische Analysten den ATX für 2014 im Aufwind gesehen. Ein hohes einstelliges Plus hatten viele vorausgesagt, 2700 bis 2800 Punkte hätten es am Ende sein sollen. Gekommen ist es freilich ganz anders. Denn der Leitindex der Wiener Börse hat sich im heurigen Jahr vielen Analysten zum Trotz just in die Gegenrichtung bewegt. Unterm Strich fiel er recht deutlich - um mehr als 15 Prozent auf 2160,08 Punkte.
Im Vergleich zu großen internationalen Aktienbörsen wie New York, Tokio, Shanghai, Frankfurt oder Zürich, deren Indizes zulegten (wenngleich nicht überall unbedingt brüllend), hat Wien somit einmal mehr enttäuscht. "Der ATX war klarer Underperformer", sagt der Chefanalyst der Erste Group, Friedrich Mostböck. Von ihm und anderen Aktienexperten ist dieser Satz mittlerweile schon fast jedes Jahr zu hören.
Dass Wiens Börse als klein und wenig liquide gilt und von wichtigen ausländischen Profi-Anlegern lediglich als Randmarkt wahrgenommen wird, ist dabei nur einer der Gründe, warum die Kurse in Österreich internationalen Trends im Regelfall weit hinterherhinken. Was ebenso eine Rolle spielt, ist die Bankenlastigkeit des ATX. Mit Erste Group und Raiffeisen Bank International (RBI) hat der Leitindex nämlich gleich zwei Schwergewichte, die dem Markt die Richtung vorgeben.
Generell sind Bankaktien seit Langem keine Liebkinder der Anleger mehr, Erste und RBI erwiesen sich aber gerade heuer wegen Problemen in Osteuropa als massiver Klotz für den ATX. So verlor die Erste-Aktie fast ein Viertel ihres Werts, bei Raiffeisen halbierte sich der Kurs sogar.
Vor allem die RBI trifft die Krise rund um Russland und die Ukraine besonders hart. Sie ist dort prominent vertreten. Während in der Ukraine der Bankensektor vor dem Zusammenbruch steht, leidet die RBI in Russland, ihrem bisher mit Abstand größten Ertragsbringer, insbesondere unter dem Rubel-Verfall.
Etliche Gewinnwarnungen
Für Wien war die Russland/Ukraine-Krise im Gegensatz zu anderen westlichen Börsen überhaupt ein bestimmendes Thema in diesem Jahr. Sie hat die Stimmung im Markt allgemein stark eingetrübt - auch deshalb, weil die meisten ATX-Unternehmen mit Osteuropa geschäftlich verflochten sind und die Krise ihre Schatten vor allem auf die dortige Konjunktur wirft. Neben den Bankwerten bekamen dies die Aktien von EVN, Immofinanz und OMV besonders zu spüren. Sie zählten 2014 zu den größten Verlierern im ATX.
Bei der OMV waren es auch der Ölpreis-Crash, die Förderausfälle in Libyen und schwache Raffinerie-Margen, die das Index-Schwergewicht kräftig nach unten zogen. Indes hagelte es von anderen Firmen - nicht zuletzt vor dem Hintergrund der im Jahresverlauf einsetzenden europaweiten Konjunkturflaute - drastische Gewinnwarnungen, die Anleger in Scharen "flüchten" ließ; nicht nur von den Banken, sondern auch von der Telekom und den bereits erwähnten Werten EVN und Immofinanz.
Vorsichtiger Optimismus
Obwohl die Russland/Ukraine-Krise noch lange nicht ausgestanden ist und die Konjunkturaussichten für die Eurozone im neuen Jahr nur dürftig sind, üben sich heimische Aktienexperten in vorsichtigem Optimismus. Sie sehen die Gewinne der ATX-Konzerne 2015 - nach dem heurigen Durchhänger - wieder deutlich im Steigen. Aktuell seien österreichische Aktien deshalb im Vergleich zu ihren internationalen Pendants zu Unrecht so stark unterbewertet. Für 2015 rechnen die Analysten der Raiffeisen Centrobank mit einem ATX-Anstieg auf 2450 Punkte, während ihre Kollegen von der Ersten sogar 2550 Punkte prognostizieren. Ausgehend vom jetzigen Niveau wäre das ein Plus von 10 bis 15 Prozent.
Bei den Weltbörsen gehen Analysten für 2015 von einem grundsätzlich guten Jahr aus. Die globale Wirtschaft dürfte um 3,4 Prozent wachsen, wie es heißt. Zusätzliches Aufwärtspotenzial sollte der niedrige Ölpreis bieten.