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Schweigen im Walde

Von David Axmann

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Wer von klein auf mit der animalischen Natur auf Duzfuß stand und vielleicht gar mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen redete, hat die besten Voraussetzungen, ein erfolgreicher Tierfilmmacher zu werden. Unsereins, das Leben aus sicherer Distanz betrachtend, kann von guten Tierfilmen manches lernen - besonders von jenen, für deren Produktion ein besonderer Aufwand getrieben wurde.

Ein Regisseur zeigte uns einst eine kafkaeske Welt, gesehen durch die Augen einer Stubenfliege; ein anderer baute ein kleines Fluggerät, mischte sich unter einen Entenschwarm und flog mit diesem durch die Lüfte.

Bei Experimenten solcher Art sind mir erläuternde Kommentare zu den phantastischen Bildern willkommen. Verzichten kann ich hingegen auf die Begleittexte zu den konventionellen Tierdokumentationen. Besser gesagt: auf den Begleittext. Denn im Grunde wird stets ein- und dieselbe Geschichte erzählt: Auf die so wunderbare, doch tödliche Welt kommt ein Junges, das im Schutz seiner Mutter, manchmal auch dem einer Herde, heranwächst. Der Sprecher erklärt uns, wie schön, aber gefährlich es sei, etwa als Zebrakind durch die Savanne zu trippeln, denn überall lauern Gefahren. Frisst der Löwe dann eine (glücklicherweise uns fremde) Antilope, beruhigt uns der Sprecher mit dem Stehsatz: Das ist der natürliche Kreislauf des Lebens.

Ich wünsche mir einen naturbelassenen Tierfilm, etwa mit prachtvollen Aufnahmen von Füchsen, Käuzen, Dachsen und Hirschen - und dazu kein Wort, endlich Schweigen im Walde.