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Schweigen ist brüchiges Gold

Von Christina Böck

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"Alles Gute zum Geburtstag, Harvey Weinstein", sagt Rose McGowan in einem Montag Nacht verbreiteten Video. Sie meint es natürlich nicht so. Denn die Botschaft der Schauspielerin, die dem Filmproduzenten Vergewaltigung vorwirft, geht so weiter: "Ich habe dir vor 20 Jahren gesagt, dass wir dich holen kommen, falls du das einem anderen Mädchen oder einer anderen Frau antust. Dass ich dich holen komme. Alles Gute zu deinem verdammten Geburtstag. Von uns allen. Wir gewinnen."

Mittlerweile weiß man, dass Harvey Weinstein "das" noch anderen Frauen angetan hat - er wurde zum Symbol exzessiven sexuellen Machtmissbrauchs in Hollywood. Gleichzeitig mit Rose McGowans Video wurde bekannt, dass die Weinstein Company alle Geheimhaltungsvereinbarungen, die Opfer und Zeugen hindern sollten, über sexuelle Übergriffe zu sprechen, aufgehoben hat. Weinstein hat sich solche Schweigeklauseln einiges kosten lassen. Auch McGowan hat eine solche gegen Schweigegeld unterzeichnet - nachdem ihr ihre Agenten und Anwälte versichert haben, dass sie gegen den berühmten Filmmogul keine Chance habe, ihr Recht durchzusetzen.

Für den Staatsanwalt ist dies ein "entscheidender Wendepunkt". Es kann sein, dass die Aktion weitere Untaten zum Vorschein bringt. Und sie bewirkt vielleicht noch etwas: dass man sich zweimal überlegt, wie viel Geld die Wahrheit aufwiegt. Vor allem, wenn man nicht 20 Jahre und weitere Opfer abwarten will, bis man den Übeltäter "holen kommt".