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Schwein statt Motor, Öko-Rucksack statt Staffelholz

Von Christine Zeiner und Georg Friesenbichler

Wirtschaft

Die meisten fahren mit dem Fahrrad, viele mit Pferde- und Eselkutschen, manche mit Hoch- und Einrädern. Denn die 3.000 Kilometer, die bei der "Ökostaffel" quer durch Österreich zurückgelegt werden, müssen ohne Motor bewältigt werden. 20 Tage dauert die Tour, bei der für fairen Handel, Klimaschutz und Biolandwirtschaft geworben wird. Sie startet morgen, Sonntag, mit einem Fest in der Wiener Krieau.


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Die Fortbewegungsmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Teilnehmer. Vor drei Jahren schnallte sich eine Gruppe von zehn Personen ein Paar Riesen-Grasski an und rollte durch Bischofshofen. Im Jahr darauf stürzte sich ein Mann in Kremsmünster per Bungee-Seil von einer Brücke in die Krems, übernahm dort ein Schlauchboot und paddelte weiter. Nicht besonders weit ist jener Teilnehmer gekommen, der zwei Schweinchen vor seinen Wagen spannte. "Das war keine Tierquälerei", beeilt sich Thomas Wackerlig, der die Ökostaffel mitorganisiert, zu sagen. Der Wagen sei "ganz leicht" gewesen und die Strecke "nur ein paar Meter".

Weit länger waren im vergangenen Jahr Eva Fleig und Hansi Schaumberger unterwegs: Die zwei radelten gleich die ganze Strecke - eine andere Art Maturareise. Heuer werden sie das "Staffelholz", den Staffelrucksack, von Wien zur ersten Übergabe in Markgrafneusiedl bei Deutsch Wagram bringen. Im Gepäck sind das Botschaftsbuch für die Einträge der Teilnehmer und fair gehandelte Produkte wie Kaffee und ein handgeknüpfter Teppich aus Pakistan.

Dorffeste und Biowürstel

Die mehr als 500 "Klimabündnis-Gemeinden" unterstützen die Aktion, in rund acht davon wird pro Tag Station gemacht. Jede teilnehmende Gemeinde nominiert einen Staffelläufer, der den Rucksack übernimmt und in der nächsten Ortschaft übergibt. Schluss ist heuer in Lustenau - zumindest mit der Staffel. Das Botschaftsbuch wird im Herbst Bundespräsident Heinz Fischer überreicht. Die Tour steht heuer im Zeichen der "Millennium Developement Goals" der Vereinten Nationen: Die 191 UN-Mitgliedsstaaten wollen bis 2015 acht Ziele erreichen - eines davon ist, die Zahl der Menschen, die von weniger als einem US-Dollar pro Tag leben, um die Hälfte zu senken. "In den Gemeinden, durch die die Tour führt, gibt es Gespräche und Diskussionen zu den Themen der Ökostaffel", erläutert Wackerlig. Trocken geht es dabei nicht zu: "In manchen Orten finden richtige Dorffeste statt." In jedem Fall stehen fair gehandelte Produkte zum Verkosten bereit, in vielen Gemeinden kredenzen Biobauern Biowürstel, -Säfte und -Aufstriche.

Wanderausstellung

Die Initiative Step, die ein Gütesiegel für fair geknüpfte Teppiche vergibt, schickt eine Wanderausstellung mit. "Es geht um das Leben der Nomaden im Iran und die Kunst des Teppichknüpfens", erklärt Kerstin Rohrer, Step-Pressesprecherin. "Das Thema passt gut zur Ökostaffel: Nomaden ziehen weiter, die Ökostaffel zieht weiter." Die Ausstellung ist erstmals am Sonntag in der Wiener Krieau zu sehen. In dem Nomadenzelt wird Tee ausgeschenkt. Kinder können sich als Teppichdesigner versuchen und an einem Kakaoworkshop teilnehmen. "Mit einem riesigen Teppich wollen wir zeigen, wie vielfältig die Welt ist", sagt Rohrer. Fünf Step-Lizenznehmer stellten Teppiche zur Verfügung, die zusammen einen großen ergeben. Auf diesem kann das "faire Soccer-Turnier" verfolgt werden. Acht Teams treten gegen einander an - das fairste gewinnt. FIFA-Schiedsrichter Fritz Stuchlik wacht darüber, wer am wenigsten foult. Am Abend wird der Film "Die fetten Jahre sind vorbei" gezeigt. "Entwicklungsländer brauchen keine Almosen, sondern faire und gerechte Preise für ihre Produkte", sagt Regisseur Hans Weingartner. Die Vorführung beginnt um 21 Uhr. Elf Stunden später startet die Staffel.

Sonntag, 24. Juli, Krieau (Eingang Sommerkino), ab 15 Uhr

http://www.oekostaffel.at