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Auch wenn sich mit Schweißfüßen beim Wettbewerb der "fauligen Turnschuhe" in Montpelier im US-Staat Vermont sicherlich punkten ließe, die in der Fachsprache als "fokale Hyper-Hidrose" bezeichnete Erkrankung macht Betroffenen das Leben schwer. Jeder Schuhkauf wird zum Eiertanz. Auch der Besuch bei Bekannten kann zum echten Problem werden, wenn diese bitten, man solle die Schuhe ausziehen. "Das kann ich meinen Mitmenschen nicht zumuten", ist eine oft gehörte Ausflucht, mit der Betroffene versuchen, sich aus der Affäre zu ziehen.
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"Die Ursache von Schweißfüßen ist eine Regulationsstörung im zentralen Nervensystem", erklärt Professor Erhard Hölzle von der Klinik für Dermatologie und Allergologie Oldenburg. Wird dieses in Erregung versetzt, sondern die Schweißdrüsen an den Füßen vermehrt Flüssigkeit ab. Dadurch entsteht in geschlossenen Schuhen ein feuchtwarmes Milieu, ein Nährboden für Viren und Bakterien. Letztere verarbeiten die Ausscheidungen der Haut dann weiter und setzen dabei Stoffe frei, die unangenehmen Geruch erzeugen.
Als Mittel der Wahl bei der Behandlung von Schweißfüßen bezeichnet Hölzle die Leitungswasser-Iontophorese. "Sie hat in über 95 Prozent der Fälle Erfolg." Bei der Iontophorese werden die Füße für zehn bis 15 Minuten in mit Leitungswasser gefüllte Schalen getaucht, an die ein schwacher Stromfluss angelegt wird.
Die Stromstärke wird dann so lange gesteigert bis der Patient ein leichtes Kribbeln an den Füßen spürt. In der ersten Woche sollte diese Therapie täglich durchgeführt werden. Anfangs muss der Patient dafür noch in die Praxis kommen, später kann er sich mit Hilfe eines Heimgerätes behandeln.
"Wir wissen nicht genau, warum die Iontophorese funktioniert", sagt der Oldenburger Mediziner. Fest stehe aber, dass die Füße nur vorübergehend aufhören zu schwitzen. Eine dauerhafte Blockade der Schweißdrüsen lasse sich mit der Iontophorese nicht erzielen. Andere Mittel, wie zum Beispiel Aluminiumchlorid und das Nervengift Botulinum Toxin A, die bei übermäßigem Schwitzen der Hände und Achseln eingesetzt werden, setzt Hölzle bei der Behandlung von Schweißfüßen nur sehr selten ein. Wegen der dickeren Hornhaut der Füße sei die Wirkung dieser Mittel sehr gering oder ihre Verabreichung mit großem Aufwand verbunden.
Behandelt werden sollten Schweißfüße auf jeden Fall, meint der Kölner Hautarzt Uwe Schlese. "Schmerzhafte Hornhautaufweichungen können sonst die Folge sein." Vor allem Soldaten hätten wegen der mangelnden Luftzirkulation in ihren Stiefeln mit Folgeerkrankungen wie Pilz- und Bakterieninfektionen zu kämpfen. "Außerdem vermehren sich im feuchtwarmen Milieu der Schuhe Viren ganz gern", fügt der Mediziner hinzu. Plantarwarzen und Fußpilz sehe er in seiner Praxis recht häufig.
Zur Vorbeugung empfiehlt der Kölner Hautarzt luftige Schuhe, in denen sich nicht viel Feuchtigkeit sammelt. Auch sollten Betroffene auf ihre Ernährung achten und Kaffee sowie Nahrungsmittel mit hohem Eiweißanteil meiden.
Fokale Hyper-Hidrose ist nach Schleses Ansicht eine in Deutschland häufige Erkrankung. Ein bis drei Prozent der Bevölkerung leiden seiner Einschätzung nach unter einer Form krankhaften Schwitzens, bei allen Formen seien es sogar zwischen zehn und 15 Prozent. Wegen der hohen Schamschwelle hat der Hautarzt auch eine Selbsthilfegruppe gegründet. Ziel des Vereins Hyperhidrose sei es, Betroffenen eine Anlaufstelle zu bieten und die Öffentlichkeit über das Problem zu informieren.
Im Internet: http://www.hyper-hidrose.de