Schweizer Ergebnisse steigen kontinuierlich. | Leseprogramme an den Schulen. | Wien/Zürich. "Überdurchschnittlich" - so charakterisiert die OECD die Kompetenz der Schweizer Schüler im Bereich Lesen. Lagen die Eidgenossen im Jahr 2000, als dieses Fach das letzte Mal schwerpunktmäßig getestet wurde, bei 494 Punkten und damit nur knapp über dem österreichischen Ergebnis (492), konnten sie 2009 sieben Punkte auf 501 gutmachen.
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Während der Trend in Österreich kontinuierlich nach unten geht, zieht es die Schweiz mit jedem Test ein Stück weiter nach oben. Auch hat sich dort der Abstand zwischen einheimischen Jugendlichen und jenen mit Migrationshintergrund deutlich verringert.
Was können die Nachbarn, was wir nicht können? "Wir haben das Ergebnis aus 2000 sehr ernst genommen", erklärt Urs Moser, Geschäftsführer des Instituts für Bildungsevaluation an der Uni Zürich, das an Pisa beteiligt war.
So habe es nach der Veröffentlichung der ersten Lese-Ergebnisse eine rege Diskussion gegeben, die zu hunderten Programmen in Schulen geführt habe. Laut Moser gab es Lesenächte, Bibliotheken wurden eingerichtet, die Lehrer-Weiterbildung in diesem Bereich wurde ausgebaut. "Die Erwartungshaltung der Lehrer hat sich verbessert, sie haben verstanden, dass in der Schule tägliche Leseübungen nötig sind", sagt Moser. Diese Maßnahmen wurden mehr von Mädchen angenommen als von Buben. 16,8 Prozent der Schweizer 15- und 16-Jährigen sind Risikoschüler beim Lesen - doppelt so viele Buben wie Mädchen.
Früherkennung und Frühförderung im Fokus
Zusätzlich zur Leseförderung gibt es auch viele Integrationsprogramme. Kindergartenpflicht besteht zwar nicht in allen Kantonen, insgesamt gehen aber 86 Prozent der Kinder zwei Jahre - mit fünf und sechs Jahren - in den Kindergarten. In einigen Städten wie Basel wird vor dem Kindergarten eine Sprachstandfeststellung gemacht - Kinder mit Sprachdefiziten werden in Spielgruppen gefördert. In den meisten Städten erhalten Kinder, die zweisprachig aufgewachsen sind, zudem bereits im Kindergarten Sprachunterricht.
Eindeutige Unterschiede zu Österreich gibt es beim Schulsystem: Statt mit zehn Jahren müssen sich Schweizer Kinder erst mit zwölf Jahren für eine Schullaufbahn entscheiden. Zwar gibt es auch in der Schweiz unterschiedliche Schultypen, die Durchlässigkeit des Systems ist dort aber besser. Etwa kann man sich in Zürich mit zwölf, vierzehn oder fünfzehn Jahren für einen Umstieg ins Gymnasium entscheiden. "Der Trend im Schweizer Bildungssystem geht in Richtung möglichst vieler Wechselmöglichkeiten", sagt Moser - "wir wollen keine Türen schließen." Er ist jedenfalls gespannt auf die österreichische Pisa-Debatte.