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Schwere Vorwürfe gegen Kiew

Von WZ Online, red

Politik
Screenshot aus dem Video von Human Rights Watch

Ukrainische Armee feuerte Human Rights Watch zufolge in Donezk international geächtete Streubomben ab.


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Kiew. Die Regierungstruppen der Ukraine werden verdächtigt, beim Kampf um die ostukrainische Stadt Donezk gegen prorussische Separatisten Streubomben eingesetzt zu haben. Der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" zufolge würden Überreste der Geschosse in der Stadt zeigen, dass diese international geächteten Waffen aus Richtung der ukrainischen Armee abgefeuert worden seien. Außerdem hätten Bauern auf den Äckern Reste von Querschlägern gefunden. Streubomben seien bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten um Donezk an mehr als einem Dutzend Orten zum Einsatz gekommen, heißt es in dem Bericht weiter.

Zwar ließe sich bei vielen der Angriffe nicht eindeutig feststellen, wer die Streubomben abgefeuert habe. Doch "die Beweise deuten bei mehreren Angriffen darauf hin, dass ukrainische Regierungstruppen verantwortlich waren". Vor allem bei Angriffen auf das Stadtzentrum von Donezk Anfang Oktober gebe es besonders deutliche Hinweise für die Verantwortung der Regierungstruppen.

Auch die "New York Times" berichtete, dass mehrere Ärzte Opfer mit Verletzungen, die eindeutig von Streubomben stammten, behandelt haben. Dem Zeitungsbericht zufolge dementierte die Ukrainische Armee indessen die Vorwürfe und forderte eine Untersuchung, sobald sich die Sicherheitslage verbessert habe.

Internationales Streubombenverbot

Streubomben gelten als besonders heimtückisch. Der Trägerkörper öffnet sich in der Luft und verteilt viele kleine Sprengsätze ("Bomblets") über ein großes Gebiet. Vielfach bleiben sie jahrelang als gefährliche Blindgänger zurück. Sie verminen damit praktisch ganze Landstriche. Vor allem Kinder werden oft auch noch Jahre nach dem Abwurf zu Opfern, wenn die Munition explodiert.

Am 1. August 2010 trat das internationale Streubombenverbot in Kraft, mittlerweile haben sich 84 Staaten verpflichtet, Streumunition weder einzusetzen noch zu produzieren oder weiterzugeben. Bestehende Arsenale sollen laut Vertrag spätestens acht Jahre nach Inkrafttreten vernichtet sein. Allerdings haben sich die Hauptproduzenten von Streubomben wie die USA, China und Russland bis heute nicht dem Abkommen angeschlossen haben.

"New York Times": Ukraine Used Cluster Bombs, Evidence Indicates
"Human Rights Watch": Ukraine: Widespread Use of Cluster Munitions