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Schwere Zeit für Private Equity

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft
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Private Geldgeber gesucht: Die Mittelbeschaffung ist derzeit eine große Herausforderung.
© fotolia

Im Vorjahr wurde weniger frisches Kapital eingesammelt.


Wien. Dass es in der Finanzwelt in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder schwarze Schafe gegeben hat, die teilweise sogar in betrügerischer Absicht Investitionen für Kunden abgeschlossen haben, ist unbestritten. Fraglich ist allerdings, in wieweit eine strengere Regulierung helfen kann, solche Vorgehensweisen zu verhindern.

"Es sollte keine Entmündigung des einzelnen Anlegers geben", betont Anwältin Sonja Kerschbaum von der Kerschbaum Partner Rechtsanwälte GmbH im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Jeder Investor solle selbstverantwortlich anlegen können, es müsse nur genügend Information mit ausreichender Transparenz zur Verfügung gestellt werden. "Jeder sollte das Verhältnis zwischen Risiko und Gewinn selbst abschätzen können, und manchmal muss man dazu eine schlechte Erfahrung machen," so die Anwältin.

Für sie ist deshalb das neue Gesetz zur Umsetzung der Alternativen Fondsmanager Direktive der EU (Alternative Investment Fund Managers Directive, AIFMD), "ein Schritt in die falsche Richtung". Die Richtlinie betrifft Fondsmanager und Vermögensverwalter alternativer Investmentprodukte.

Die Wirtschaft brauche bankenunabhängige Finanzierung, betont Kerschbaum. Nur in Österreich werde die Richtlinie so umgesetzt, dass sie privaten Anlegern den Zugang zu Produkten wie Private Equity Fonds, also Unternehmensbeteiligungen, erschwert werden soll. In anderen Ländern sollen die neuen Regulierungen nur bei institutionellen Investoren angewandt werden, also Banken, Versicherungen, Stiftungen, Pensionskassen, die im Auftrag von Endkunden treuhänderisch Geld verwalten und deshalb strengere Vorschriften einhalten müssen.

"Seit Finanzkrise keine Veranlagung mehr sicher"

Kerschbaum weist darauf hin, dass "seit der Finanzkrise keine Veranlagung mehr sicher ist" und man auch mit dem klassischen Sparbuch durch die Inflation Geld verliere. Den Anlegern werde eine "falsche Sicherheit" suggeriert. "Crowd Funding ist damit tot", so die Anwältin über die Zukunft von bankenunabhängigen Finanzierungen, bei denen Geld von mehreren Kleinanlegern gesammelt wird.

Jürgen Marchart, Geschäftsführer der AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation) würde es weniger drastisch formulieren. Seine Organisation vertritt die Interessen der Anbieter von Wagniskapitalfonds, die Kapitalgeber für Unternehmensgründungen oder -umstrukturierungen bündeln. "Das AIFM-Gesetz ist schwere Kost für die Private Equity Industrie", bestätigt Marchart. Zwar sei ein Unterschwellenbereich für Kleininvestitionen eingeführt worden, "unter den praktisch alle österreichischen privaten Kapitalgeber fallen", aber die Fonds müssten sich neu registrieren und Fristen einhalten, was eine "Belastung" darstelle. Teilweise werde das für einige Fonds "wirtschaftlich nicht darstellbar" sein.

Marchart erläutert, dass es auf Grund der herrschenden Gesetzeslage einfacher sei, sich außerhalb der Börse und der Banken an einem österreichischen Unternehmen via ausländischen Private Equity Fonds zu beteiligen als über inländische.

"Generell ist in Österreich schon länger die Geldgeber-Bereitschaft der Investoren rückläufig", berichtet Marchart. So verringerten sich die von Private Equity Fonds aufgebrachten Mittel im Vorjahr von 249 Millionen auf 173 Millionen Euro. Im Rekordjahr 2007 hatten die Fonds sogar 400 Millionen Euro von Investoren einsammeln können.

Das Ausland wird als Alternative attraktiv

Heimische Private Equity Fonds werden deshalb in Zukunft "keine Alternative" haben, als sich vermehrt nach internationalen Investoren umzusehen, so Marchart.

Als Gründe für die Zurückhaltung sieht der AVCO-Chef das "seit Jahren bestehende Gesetzesvakuum in Österreich" die Steuertransparenz für Private Equity Fonds betreffend, wie es international üblich sei.

Außerdem hätten viele Anleger seit der Finanzkrise ein anderes Rendite-Risiko-Profil und seien viel vorsichtiger geworden, was vor allem Frühphasenfinanzierungen betreffe, die einen "dramatischen Rückgang" im Geldmittelzufluss zu verzeichnen hatten.

Marchart bestätigte, dass das AIFM-Gesetz auch für Crowd Funding, je nach Gestaltung des Modells, "eine Herausforderung" sei. Dennoch bezeichnet Marchart Crowd Funding als "Fundraising-Quelle der Zukunft". Allerdings würden die Volumina noch über längere Zeit nicht an jene im Venture-Capital-Bereich heranreichen.