Russland und China werden die kommende US-Regierung testen, was weltweit beträchtliche Reibungen zur Folge haben dürfte.
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In den meisten Vorhersagen zur US-Präsidentschaftswahl hat Hillary Clinton immer noch einen Vorsprung. Ihre Berater haben deshalb begonnen, über künftige Maßnahmen gegen die Instabilität nachzudenken. Die paradoxe Aufgabe bei einem Wahlsieg wäre, Kontinuität mit der jetzigen US-Regierung zu signalisieren, an der viele von Clintons Team beteiligt waren, aber gleichzeitig die Politik der USA zu straffen, damit sie Russland, China und anderen Problemen gegenüber nicht mit dem Rücken zur Wand steht. Als Wahlsiegerin müsste Clinton die Vorherrschaft der USA erneut geltend machen, mitten in weltweit "ungewöhnlich vielen unbeständigen Konstellationen", wie ein Team-Mitglied mir die Lage beschrieb. Nach historischen Analogien gefragt, nannte der Clinton-Berater die Zeit unmittelbar nach dem Vietnamkrieg und die Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Russland und China werden die USA testen, und so wird sich die nächste US-Regierung in ihrem ersten Jahr weltweit beträchtlichen Reibungen gegenübersehen. Clinton hätte den Vorteil, dass ihr Team Freunden und Feinden wohlbekannt ist. Anfängerfehler würde sie wohl nicht machen.
Die wirtschaftliche Kraft der USA neu aufzubauen, sieht Clintons Team als wichtigsten ersten Schritt. In den ersten 100 Tagen soll es im Fall eines Wahlsiegs zu bedeutenden fiskalischen Initiativen für Infrastruktur und Investment kommen - Schritte, die auf das langsam wachsende Europa und andere Verbündete förderlich wirken sollen. "Unsere eigenen Grundlagen stärken ist das Wichtigste, was wir für Verbündete tun können", kündigt ein Mitarbeiter Clintons an.
Das Ausfechten mit Russland hat bereits begonnen. Zwischen Clinton und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ist viel böses Blut entstanden. Für das Clinton-Camp zeigen Putins jüngste Machenschaften das Ende des russischen Versuchs an, sich zu integrieren. Das wankende Europa zu stärken soll der erste Schritt sein, Russland wieder in Schach zu halten. Wenn Clinton gewählt werde, wolle sie rasch einen Nato-Gipfel zur Bekräftigung des Bündnisses, teilten ihre Berater europäischen Diplomaten mit. Auch auf traditionelle Verbündete wie Saudi-Arabien will Clinton wieder zugehen. Die Botschaft an die arabischen Alliierten laut Clinton-Team: "Wir werden ein sicherer, berechenbarer Partner für die Sicherheit im Nahen Osten sein."
Clintons Berater beschäftigen sich bereits intensiv mit dem Albtraum in Syrien und mit der Frage, wie der Irak wieder aufzubauen ist. Die größte Herausforderung wird sein, wie Clinton ihr Wahlkampfversprechen einlösen kann, Sicherheitszonen in den nicht vom syrischen Regime kontrollierten Gebieten einzurichten.
Die Asienpolitik könnte sich als heikelster Teil erweisen. Das Clinton-Team sieht den Vorstoß Nordkoreas in Richtung Atomwaffen als Versagen der US-Politik und als die möglicherweise größte Krise zu Beginn der nächsten US-Regierung. Clinton als Präsidentin würde der Welt mehr Härte als Barack Obama zeigen, aber gleichzeitig auch die jetzige Politik fortführen. Im Text Veränderungen, in der Musik
Status quo.
Übersetzung: Hilde Weiss