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Schwierige Suche nach Eigenkapital

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Für kapitalsuchende Unternehmen in Europa waren die Rahmenbedingungen im vergangenen Jahr nicht gerade günstig, wurden doch jene Investoren, die Eigenkapital zur Verfügung stellen können und wollen, angesichts des schlechten konjunkturellen Umfelds vorsichtiger.


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Bei weiterhin hoher Nachfrage konnte 2002 von den Beteiligungsgesellschaften für Private Equity und Venture Capital (dieses bezieht sich speziell auf die Finanzierung von jungen, in ihren Businessplänen sehr riskanten Unternehmen) nur mehr 19,4 Mrd. Euro an Mitteln aufgebracht werden, verglichen mit 38,2 Mrd. Euro im Jahr davor.

Diese vorläufigen Daten, die auf einer PricewaterhouseCoopers-Umfrage basieren, gab die European Private Equity & Venture Capital Association (EVCA) in Brüssel bekannt. Es ist dies bereits der zweite Rückgang in Folge: Im Jahr 2000 war mit 48 Mrd. Euro ein Rekordwert erzielt worden. Dann ging es mit der IT-Branche bekanntlich bergab, und eine Reihe von erfolgversprechenden "dot.com"-Unternehmen ging pleite. Kein Wunder, dass potentielle Investoren angesichts täglicher Negativmeldungen den Geldhahn nicht mehr so gerne und auch nicht mehr so weit aufdrehen.

Investiert wurde hingegen im Vorjahr wieder etwas mehr: Laut EVCA stieg das Investitionsvolumen von 24,3 Mrd. auf 27,2 Mrd. Euro, nachdem es 2001 einen 30%-igen Rückgang gegeben hatte. Thomas Jud, Geschäftsführer der AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation), begründet dies damit, dass sich ein gewisser "Polster" angesammelt habe: "Es wurde über viele Jahre hinweg mehr Kapital aufgebracht als investiert."

Mit 17,7 Mrd. Euro entfielen 65% der Investitionen auf Management-Buy-Outs, was 65% (nach 45%) des gesamten Investitionsvolumens entspricht. In Österreich, wo die Unternehmenslandschaft von "family business dominiert wird, sei das Buy-Out-Segment sehr schwach, sagt Jud. Im Jahr 2001 (aktuellere Daten liegen noch nicht vor) flossen nur 15% der Mittel dorthin.

8,9 Mrd. Euro gingen im Vorjahr europaweit in rund 7.600 Venture-Capital-Projekte. Die durchschnittliche Größe eines Deals betrug 1,16 (nach 1,32) Mill. Euro. In die Frühphasenfinanzierung flossen 2,6 Mrd. Euro, wobei die durchschnittliche Größe eines Projektes 750.000 Euro betrug (verglichen mit 930.000 Euro 2001).

Für Österreich liegen noch keine Zahlen vor, es dürfte aber erneut einen Einbruch bei der Mittelaufbringung gegeben haben. 2001 war ein Rückgang von 235 Mill. auf 138 Mill. Euro verzeichnet worden, die Investitionen waren leicht von 163 Mill. auf 157 Mill. Euro zurückgegangen.

Trotz der Delle in den letzten beiden Jahren besteht laut Jud kein Grund, dass Private Equity, das in Österreich seit Mitte der Neunziger Jahre einen Aufschwung erlebte, wieder verschwindt. Basel II werde Beteiligungsaktivitäten verstärken, ist Jud überzeugt: "Die Hereinnahme von Eigenkapitalgebern verbessert das Rating, denn es erhöht die Sicherheit für den Kreditgeber."