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Schwieriger Abschied von Öl und Gas

Von Monika Jonasch

Wirtschaft

Der Umstieg auf klimaschonende Heizungen ist im Gange, Förderungen sprudeln, Gesetze verordnen das Aus für Ölheizungen bis 2035. Die Hürden sind allerdings erheblich.


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Europas Gebäude sind für rund 40 Prozent des Energieverbrauches und 36 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Die EU will im Gebäudesektor den CO2-Ausstoß um 90 Prozent senken. Ziel der österreichischen Klima- und Energiepolitik ist es, dass bis spätestens 2035 Heizen mit Öl der Vergangenheit angehört. In einem zweiten Schritt ist der Ausstieg aus Gasheizungen geplant.

"Mit der Förderung ‚raus aus Öl und Gas‘ unterstützen wir die Menschen dabei, auf klimafreundliche Heizsysteme umzusteigen. Gemeinsam mit der Sanierungsoffensive stehen dafür für 2021 und 2022 insgesamt 650 Millionen Euro zur Verfügung", heißt es auf Anfrage der "Wiener Zeitung" aus dem Klimaschutzministerium.

"Mit Stand 04.10.2021 wurden 11.653 Förderungsanträge für neue, klimafreundliche Heizsysteme genehmigt. Wir erwarten mit der geplanten Informationskampagne zum Heizkesseltausch sowie mit dem Beschluss des Erneuerbaren Wärmegesetzes darüber hinaus einen deutlichen Anstieg der Förderansuchen. Insgesamt stehen noch 531,6 Millionen Euro an Fördermittel bis Ende 2022 zur Verfügung."

Heizen mit klimafreundlichen Energieträgern wird also mittlerweile gefördert und das Verbot fossiler Heizungen in neu errichteten Gebäuden von 80 Prozent der Menschen im Land befürwortet, ergab eine Umfrage von Integral und Global 2000 im Mai.

Herausforderung Altbau

Neubauten sind aber gar nicht das große Problem, vielmehr sind es die Bestandswohnungen, deren Umrüsten mühsam ist, aber viel bringt. "Den größten Hebel für die Reduzierung der Emissionen stellen die Bestandsgebäude dar", heißt es dazu von der Buwog. Das Immobilien-Unternehmen plant bis 2030 über 100.000 Quadratmeter Wohnnutzfläche zu sanieren, was den Heizenergieverbrauch um rund 45 Prozent reduzieren soll. Bei mehr als 228.000 Quadratmetern ihrer Bestandwohnungen plant die Buwog Heizungsmodernisierungen samt Energieträgerwechsel, etwa Umstellungen auf Fernwärme, Biomasse oder Wärmepumpen. Davon erwartet man sich eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um rund 2.250 Tonnen.

Wiener Wohnen, die größte kommunale Hausverwaltung Europas, mit einem erheblichen Anteil an Bestandswohnungen im Portfolio, erklärt, man sei seit Jahren mit der Umstellung auf umweltschonendere Heizsysteme beschäftigt, und: "Von den 220.000 Gemeindewohnungen in Wien ist bereits mehr als die Hälfte auf Fernwärme umgestellt. Derzeit werden rund 10.000 Wohnungen thermisch saniert." Österreichweit sind jedoch noch etwa 600.000, meist veraltete, Ölheizungen in Betrieb, gab Global 2000 kürzlich bekannt. Zu tun gibt es also genug. Allerdings bremsen einige massive Hürden den Umstieg beim Heizen.

Hürden beim Umstieg

Ein großer Bremsfaktor am Weg zu klimafreundlicheren Heizungen ist die soziale Komponente, sprich: die Leistbarkeit. Eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts "Economics of Inequality" der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) im Auftrag der Arbeiterkammer Wien (AK Wien) untersuchte die Zusammenhänge zwischen Haushaltseinkommen und Art der Heizung, das Ergebnis: "Gas ist generell der meistverwendete Energieträger in Österreich. Alternative Energieträger finden sich vor allem in Haushalten mit höheren Einkommen."

Private Energienutzung ist also ein höchst sensibles soziales Thema und wird angesichts der aktuell rasant steigenden Preise sicher noch heikler. Schon 2019, vor der Corona-Krise, konnten es sich 2,4 Prozent aller Haushalte in Österreich nicht leisten, die Wohnung angemessen warm zu halten, zeigen Daten der Statistik Austria. Das Thema Energiearmut wirft damit einen dunklen Schatten auf den Heizungsumstieg.

Wenn nicht sanierte Altbauten mit einkommensschwachen Mietern und Vermietern ohne ausreichende Rücklagen zusammenkommen, wird es besonders schwierig, konstatiert dazu das deutsche Umweltbundesamt.

Dort hat man die Hürden beim Umrüsten auf saubere Energieträger aufgeschlüsselt: Energieverbrauch, -kosten und Einsparpotentiale seien unzureichend transparent. So fehle es Eigentümern an Einsicht über die Vorteile einer energetischen Sanierung. Dies führe zu einer hohen Risikoaversion. Hinzu kommen Widerstände der Mieter, die höhere Mieten befürchten. Und ohnehin scheuen alle Betroffenen angesichts der langen Amortisationszeiten, thermische Sanierungen.

Wie Österreich heizt

Aber wie ist eigentlich der Stand der Dinge in Sachen Heizen in Österreich? Von den annähernd vier Millionen Haushalten im Land verwenden die meisten, rund eine Million oder etwa 27 Prozent, Gas als Energieträger, gefolgt von Fernwärme (25 Prozent) und Brennholz sowie Heizöl mit jeweils 16 Prozent.

Alternative Energieträger werden in nur drei Prozent der Haushalte genutzt, Kohle am wenigsten häufig verheizt (0,5 Prozent), haben AK Wien und WU in ihrer Studie ausgeführt. In den letzten Jahren bewegten sich die Österreicher von Erdöl zu Fernwärme- und Wärmepumpenheizungen, erläuterte das Energieinstitut der Johannes Kepler Universität anlässlich der Entwicklung ihrer Online-Heizungsberatungshilfe Heinzi. "Während vor 15 Jahren Wärmepumpen und Solaranlagen selten gewählte Heizsysteme waren, sind diese heutzutage vom Markt nicht mehr wegzudenken." Es bewegt sich also doch etwas beim Heizen in Österreich.