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Sechs Tote beim Sturm von Flüchtlingen Ceuta

Von WZ Online

Politik

600 Menschen versuchten von Marokko aus, illegal auf europäisches Territorium zu gelangen | Ceuta. (APA) Beim Sturm von Hunderten von Afrikanern auf die spanischen Nordafrika-Exklave Ceuta sind am Donnerstag nach inoffiziellen Angaben mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen.


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Wie die spanische Nachrichtenagentur EFE berichtete, hatten etwa 600 Menschen versucht, von Marokko aus die Grenzanlagen in den spanische Stadt an der Meerenge von Gibraltar zu überklettern. Dabei seien Schüsse gefallen.

Nach marokkanischen Angaben wurden zwei Flüchtlinge durch Gummigeschosse getötet, die von spanischer Seite abgefeuert wurden. Das teilten die marokkanischen Sicherheitskräfte mit.

Der Präfekt von Ceuta, Jeronimo Nieto Gonzales, hatte dem spanischen Radiosender Cadena Ser zuvor gesagt, dass auch auf spanischer Seite zwei Menschen getötet wurden. Sie seien beim Überqueren des doppelten Sperrzauns erstickt oder erdrückt worden, fügte der Präfekt hinzu.

In den vergangenen Wochen hatten Afrikaner wiederholt durch einen Massenansturm von mehreren Hundert Personen gleichzeitig versucht, nach Melilla, in die zweite spanische Exklave an der Küste Nordafrikas, zu gelangen. Dabei gelangten regelmäßig Dutzende Flüchtlinge in die Stadt, deren Flüchtlingslager heillos überfüllt ist.

Hintergrund: Die Enklaven

Die an der Nordküste Afrikas gelegenen Städte Ceuta und Melilla gehören seit Jahrhunderten zu Spanien. Beide gehen auf Gründungen der Phönizier zurück und wurden im Laufe ihrer abwechslungsreichen Geschichte von Karthagern, Römern, Vandalen, Byzantinern, Westgoten und Arabern beherrscht.

Spanier und Portugiesen nahmen die Städte im 15. Jahrhundert ein - quasi als Fortsetzung der Reconquista (Rückeroberung), mit der die christlichen Heere die arabischen Herrscher von der Iberischen Halbinsel vertrieben. Ceuta, auf einer Halbinsel an der Meerenge von Gibraltar gelegen, wurde 1415 von den Portugiesen erobert.

Die Spanier übernahmen 1580 mit der Annexion Portugals die Herrschaft über die Stadt. Ceuta blieb spanisch, auch als Portugal 1640 die Unabhängigkeit zurückerlangte. Das 300 Kilometer weiter östlich gelegene Melilla wurde 1497 von den Spaniern erobert. Beide Städte sind heute Militärstützpunkte, deren Territorium auf der einen Seite ans Meer und auf der anderen an Marokko angrenzt.

Wirtschaftlich leben sie zu einem großen Teil vom Handel mit Marokko und vom Schmuggel. Sie erhielten 1995 ein Autonomiestatut, wurden allerdings den übrigen 17 Regionen Spaniens rechtlich nicht gleichgestellt. Marokko erhebt Anspruch auf beide Städte. Ceuta hat 75.000 Einwohner, Melilla 68.000.