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Wien. Am Weiterverkauf von Lebensversicherungen scheiden sich die Geister. In den USA verscherbeln Todkranke ihre Versicherung an Investoren, um rasch an Geld für teure Behandlungen zu kommen. Besonders makaber: Je früher der Versicherte stirbt, desto höher ist die Rendite für den Investor. Bei österreichischen Lebensversicherungen funktioniert das Geschäft mit "Secondhand-Polizzen" jedoch anders.
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"Wir machen keine Wette auf den Tod", erklärt Rudolf-Anton Preyer, Österreich-Chef des Polizzen-Aufkäufers Policen Direkt. Das Unternehmen kauft Privatpersonen ihre Lebensversicherung ab. Dabei kann der Versicherte einen höheren Preis erzielen, als wenn er seine Polizze direkt bei der Versicherungsgesellschaft stornieren würde. Der Vertrag bleibt bestehen, Policen Direkt zahlt die Prämien und kassiert am Ende der Laufzeit die Versicherungsleistung. Stirbt der Versicherte vor Ablauf des Vertrags - laut Preyer ein seltener Fall -, erhalten die Hinterbliebenen die Ablebensleistung abzüglich sämtlicher Aufwendungen des Aufkäufers. Dieser verdient hier also deutlich weniger, als wenn der Versicherte bis zum Laufzeitende durchhält.
Internet-Versteigerung
Das bestätigt auch Gerrit Eglseer, Geschäftsführer der Zweitmarkt Lebensversicherungsvermittlung. Im Unterschied zu Policen Direkt tritt diese nicht selbst als Investor auf: Über eine Internetplattform können hier Versicherte ihre Lebensversicherung an private oder institutionelle Anleger versteigern. Laut Preyer wird mehr als jede zweite Lebensversicherung storniert - Tendenz steigend. Die Gründe dafür sind vielfältig - etwa wenn jemand plötzlich arbeitslos wird oder Schulden bezahlen muss. Policen Direkt kooperiert mit Schuldnerberatungen, damit bei Privatkonkursen - laut Preyer - Lebensversicherungen besonders gewinnträchtig liquidiert werden können.
Erwin Hammerbacher, Vorstand der SparkassenVersicherung, sieht bei Verträgen mit Einmalerlag Vorteile für Kunden: Wird hier nämlich binnen zehn Jahren storniert, fällt eine "Strafsteuer" von sieben Prozent an. Bleibt der Vertrag - wie beim Weiterverkauf - bestehen, erspart sich der Versicherte diese.