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Secondhand-Smartphones und Bezahlen per Fingerprint

Von Andrea Möchel

Wirtschaft
© fotolia/s4svisuals

Einfachere Bezahlsysteme, ein wachsender Gebrauchtmarkt für Smartphones und Virtual Reality prägen 2016 die Telekommunikations- und Medienbranche.


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Wien. Werden wir unsere Smartphones künftig leasen? Reicht bald ein Fingerabdruck, um unsere Online-Einkäufe zu bezahlen? Und sind Virtual-Reality-Brillen tatsächlich der nächste Geräte-Hype? Antworten auf Fragen wie diese liefert der Unternehmensberater Deloitte mit seinen "TMT Predictions 2016".

Diese jährliche Branchenvorhersage für Telekommunikation, Medien und Technologie (TMT) basiert auf qualitativen Interviews mit Deloitte-Managern, Experten und Kunden sowie Analysten der TMT-Branche aus aller Welt. Laut der Deloitte-Prognose sind die Millennials - wenig überraschend - die Smartphone-Generation schlechthin. Was schon mehr verwundert: Die 18- bis 24-Jährigen machen gleichzeitig auch die größte PC-User-Gruppe aus. So hatten 2015 mehr als 85 Prozent der jüngeren Millennials aus den 13 größten Industrienationen Zugriff auf einen Laptop. Zum Vergleich: 89 Prozent der Jungen nutzen auch ein Smartphone.

"Die Analysen zeigen, dass die beiden Devices keine Bedrohung füreinander darstellen", kommentiert Barbara Edelmann, Partnerin bei Deloitte Österreich diese Zahlen. "Ganz im Gegenteil, die jungen Millennials sehen Smartphone, Laptop und PC als einander ergänzend und nicht als austauschbar an."

Secondhand-Markt

Besonders für jüngere Konsumenten ist das Smartphone längst zum Statussymbol geworden, was den Wunsch nach der jeweils aktuellsten Gerätegeneration zwingend nach sich zieht. Somit wird ein Verkauf der häufig noch jungen Geräte immer selbstverständlicher. 2015 wurden 80 Millionen gebrauchte Smartphones gehandelt; 2016 wird diese Zahl um fast 50 Prozent zulegen, wobei der durchschnittliche Verkaufspreis 130 Euro beträgt. Deloitte prognostiziert, "dass heuer Konsumenten weltweit 120 Millionen gebrauchte Smartphones verkaufen und damit 16 Milliarden Euro einnehmen werden".

Für Smartphone-Hersteller ist das kein Schaden - im Gegenteil. Sie werden sogar vom Secondhand-Boom profitieren, sind die Deloitte-Analysten überzeugt. Zum einen wirken kürzere Replacement-Zyklen positiv auf den Umsatz. Zum anderen macht das Angebot von gebrauchten Geräten hochwertige Hardware auch für weniger begüterte Kunden leistbar. "Als Folge werden sich für gebrauchte Smartphones ähnlich wie für Gebrauchtwagen neue Vermarktungs- und Finanzierungsmodelle entwickeln, auf die sich die Netzbetreiber und Gerätehersteller bereits einstellen", ist Expertin Edelmann überzeugt.

In den USA geht der Trend schon jetzt in Richtung Leasingmodelle. Die großen Provider vermarkten bereits Angebote mit kurzer Laufzeit; 20 Prozent der US-Konsumenten ziehen die Leasingvariante bereits in Erwägung. Auch die Inzahlungnahme von Altgeräten durch Netzbetreiber ermöglicht den Kauf neuer Smartphones mit einem überschaubaren Aufpreis.

Touch-Based-Payment

Hohe Wachstumsraten prognostizieren die aktuellen Deloitte-Vorhersagen auch für das sogenannte Touch-Based-Payment: "Beim Einkauf über Smartphone und Tablet werden 2016 weltweit 50 Millionen Konsumenten regelmäßig auf Touch-Screens basierende Bezahldienste von Drittanbietern nutzen. Das entspricht einem Anstieg von 150 Prozent gegenüber dem Vorjahr."

Bisher leidet der Erfolg von Mobile Commerce, also der Online-Handel per Smartphone, unter der mühsamen Eingabe der Bestelldaten über kleine Touch-Screens. Viele potenzielle Konsumenten brechen ihren Einkauf ab, bevor alle verlangten Daten übermittelt wurden. Vereinfachte Bezahlprozesse sind somit das Gebot der Stunde. Die neuen Bezahlsysteme ermöglichen den Kunden sichere Zahlungen ohne vorhergehenden Registrierungs- oder Login-Aufwand. Die Autorisierung der Transaktion erfordert lediglich einen Fingerabdruck oder wenige Berührungen des Displays. So kann die Zeit bis zum Abschluss des mobilen Einkaufs auf wenige Sekunden reduziert werden, was sich auf die Zahl der mobilen Impulskäufe vermutlich positiv auswirken wird.

"Die Online-Händler werden vom Boom des Touch-Based-Payment profitieren, weil Online-Bezahlen gerade über mobile Endgeräte stark beschleunigt und vereinfacht wird", meint Deloitte-Expertin Edelmann.

Virtual Reality

Auch im Bereich der Consumer-Hardware steht mit den neuen Virtual-Reality-Brillen das "Next Big Thing" in den Startlöchern. Gerätehersteller präsentieren heuer neue VR-Brillen in Serie, unter anderen werden im Sommer die Oculus-Rift-Brillen von Facebook auf den Markt kommen. Medienanbieter arbeiten parallel dazu an passenden Inhalten, und Konsumenten zeigen sich nach den ersten Tests begeistert. "Die weltweiten Umsätze im Geschäftsbereich Virtual-Reality werden 2016 zum ersten Mal die Milliarden-Dollar-Marke überschreiten", heißt es in der Deloitte-Studie. Mittels Virtual-Reality (VR) wird der Nutzer in eine computergenerierte, interaktive Umgebung entführt, in der er im Idealfall so agiert, als wäre er wirklich vor Ort. Dabei sind VR-Brillen für unterschiedliche Anwendungen umsetzbar und sowohl für Unternehmen als auch für Privatpersonen interessant.

Die Bandbreite reicht von einfachen Lösungen wie dem Google Cardboard aus Pappe, das ein Smartphone in ein Virtual-Reality-Display umwandelt, bis zur Full-Feature-Brille, die mehrere hundert Euro kostet. Letztere unterstützen anspruchsvolle Video-Games, weshalb Virtual Reality in der Gaming-Branche bereits als erste echte Neuerung seit der Jahrtausendwende gefeiert wird.

In anderen Segmenten wie Video, Sports oder im B2B-Umfeld wird die neue Technologie erst ihren Mehrwert beweisen müssen, um Konsumenten zu überzeugen. "Die Wachstumsraten für Virtual Reality sind beachtlich und die vielen zukünftigen Einsatzbereiche heute noch kaum abschätzbar. Dennoch bleibt die neue Technik vorerst ein Nischenmarkt", bremst Barbara Edelmann überzogene Erwartungen. "Es wird auf längere Sicht schwierig werden, an die Omnipräsenz von Smartphones, PCs oder TVs heranzukommen."