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Seehofers Triumph ist Merkels Pferdefuß

Von Alexander Dworzak

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In Bayern gescheiterte FDP wird nun auf konservative Leihstimmen setzen.


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Angekündigte Triumphe fallen gerne aus, die CSU schaffte jedoch den überlegenen Start-Ziel-Sieg bei der bayerischen Landtagswahl am Sonntag. Ministerpräsident Horst Seehofer hat mit seiner Kampagne unter dem Motto "Alles ist gut im Lande, über Themen wird nicht gesprochen" eine absolute Mehrheit errungen. Die laut ARD-Hochrechnung 48,7 Prozent bedeuten mehr als 28 Prozentpunkte Vorsprung auf eine schwer geschlagene SPD. Die Christsozialen bleiben damit ein deutschlandweit einmaliges Sammelbecken, sie punkteten bei Männer und Frauen gleichermaßen, bei Alten und Jungen, bei Akademikern und Hauptschulabsolventen.

Dass die Sozialdemokraten nicht aus ihrem Tief finden, hat sich bestätigt; das Absacken der Grünen auf 8,4 Prozent kommt aber überraschend und muss der Öko-Partei zu denken geben. Mehr als das, nämlich blankes Entsetzen, herrscht bei der FDP. Als Regierungspartei in den Wahlkampf gestartet, fliegen die Liberalen nun aus dem Münchner Landtag.

Seehofers Sieg und das Debakel der FDP sind gleich zwei schlechte Nachrichten für Angela Merkel: Der bayerische Ministerpräsident wird nun noch forscher in Berlin seine Wünsche deponieren, ebenso die CSU-Minister im Kabinett der Kanzlerin. Für die kommende Legislaturperiode verspricht das zusätzliche Brisanz in der Hauptstadt und für das nicht immer reibungslose Verhältnis zwischen den Schwesterparteien CDU und CSU. Der Absturz der FDP kann sich für die Konservativen auch negativ auf die Bundestagswahl am kommenden Sonntag auswirken. Die Liberalen – sie halten in Umfragen derzeit bei sechs bis sieben Prozent - werden massiv für Leihstimmen aus dem bürgerlichen Lager werben, damit ihnen im Bund nicht ähnliches wie in Bayern passiert. Bei der Landtagswahl in Niedersachsen errang die FDP im Jänner so knapp zehn Prozent der Stimmen. Für die CDU reichte es dadurch nicht einmal mehr für den Sessel des Ministerpräsidenten.

Bisher deutete nicht viel darauf, dass Konservative in großem Stil taktisch für die FDP wählen werden. Doch das prognostizierte man auch vor dem niedersächsischen Urnengang. Vielleicht bringt das Ergebnis in Bayern noch unerwartete Dynamik in den Bundestagswahlkampf.