Nichts symbolisiert den Niedergang des französischen Regierungslagers deutlicher als das Ergebnis in der Region Poitou-Charentes, in der Ministerpräsident Jean Pierre Raffarin 14 Jahre lang Präsident war: Segolene Royal, die Lebensgefährtin von SP-Chef Francois Hollande konnte ihr sensationelles Ergebnis aus dem ersten Wahlgang (46,3 Prozent) am Sonntag auf 55,1 Prozent ausbauen.
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Die als viertes von acht Kindern eines Militärs im jahr 1953 in Lothringen geborene Royal gilt als der neue Star der französischen Sozialisten, obwohl sie bereits eine lange politische Karriere hinter sich hat. Die am linken Flügel der Sozialisten beheimatete Mutter von vier Kindern wurde im Alter von 29 Jahren Beraterin von Präsident Francois Mitterand für Sozialfragen. 1992/93 war sie Umweltministerin und verärgerte den Präsidenten als sie sich mit dem neugeborenen vierten Sohn auf der Titelseite von "Paris Match" abbilden ließ. Die medienbewusste Segolene Royal zögerte auch nicht, mit einem Einkaufskorb voll Käse aus ihrem Wahlbezirk am Nationalfeiertag im Präsidenenpalast aufzutauchen.
Von 1997 bis 2002 war sie unter Lionel Jospin Schul- und Familienministerin. Mit ihrer unkomplizierten Art begeisterte sie weit über die eigene Partei hinaus. Cecilia Sarkozy, die Frau des konservatien Innenministers meinte vor ein paar Monaten: "Ich teile zwar nicht ihre politischen Ansichten, aber ich bewundere die Frau, wie sie es schafft, vier Kinder aufzuziehen und daws Leben als Ehefrau und Politikerin unter einen Hut bringen." Premier Raffarin soll darüber sehr empört gewesen sein.