Zum Hauptinhalt springen

"Sehen Kunden fast nicht mehr"

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Raiffeisen NÖ-Wien kämpft gegen leere Schalterhallen. | Wien. "Wir sehen unsere Kunden fast nicht mehr. Die einzigen, die uns regelmäßig besuchen sind Bankräuber. Doch die fallen unter Auslandsgeschäft," scherzt Peter Püspök, Chef der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Dieser Trend wurde durch Tele-Banking via Internet extrem verstärkt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Mittlerweile werden 10,7 Millionen Transaktionen per Mausklick - dreimal mehr als 1999 - und 12,6 Millionen in der Bank vorgenommen. Püspök spricht von einer schleichenden Revolution. Betroffen sind in Wien 50 und in Niederösterreich 600 Filialen. Zu Schließungen soll es jedoch nicht kommen, versichert er. Das könne sich Raiffeisen am Land nicht leisten und in Wien sei man auf Expansionskurs. Die Änderungen werden sanfter von statten gehen, etwa werden Öffnungszeiten reduziert.

Raiffeisen setzt im Gegenzug verstärkt auf individuelle Beratung, nach vorheriger Terminvereinbarung. Dafür werden eigene Büros eingerichtet, in Wien gibt es bereits drei, oder Schalterhallen umgebaut.

Doch Umsätze und Erträge geben Anlass zur Freude. Die Geschäftsperiode 2005 bezeichnet Püspök als Jahr des Eichhörnchens, in dem Vorräte angelegt werden konnten.

Weniger glücklich hingegen ist er mit dem Übernahmepoker um die NÖ-Hypo. Während die Volksbanken AG (ÖVAG) alle Anteile der Investkredit erfolgreich einheimsen konnte, kam Raiffeisen trotz Kaufoption bei der Hypo nicht zum Zug, da das Land NÖ auf sein Vorkaufsrecht pochte. In den Rechtsstreit zwischen Land und ÖVAG will sich Püspök nicht einmischen. Er geht aber davon aus, dass die Angelegenheit in drei bis sechs Monaten geklärt ist und Raiffeisen danach in die engere Wahl kommt.

Harsche Kritik übt der Banker an Basel II, den Vorschriften zur Eigenkapitaldecke. Dies sei die größte regulatorische Fehlinvestition der letzten 50 Jahre, die Europas Kreditinstitute weit mehr als 1 Mrd. Euro koste. Er appeliert an die heimischen Behörden Spielräume zu nutzen, damit auch im Bankensektor der "Bio-Weg" weiterbeschritten werden kann.