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Der moderne Mensch sehnt sich nach Individualität. Alles will nach den höchst eigenen Vorstellungen entschieden, gestaltet und gelebt sein. Jedem sein persönlicher innerer Hausaltar, dazu passend das maßgeschneiderte Lebenskonzept. Der Ernährungsplan wird auf ethische und andere Unverträglichkeiten abgestimmt, den Körper trimmt ein Personal Trainer. Für den Seelenhaushalt gibt es Coaches aller Stile - vom Effizienz-Guru bis zur Schamanin. Eines soll dabei vermieden werden: so sein wie alle anderen.
So ganz maßgeschneidert und auf sich selbst gestellt scheint der Mensch jedoch evolutionstechnisch nicht ausgerichtet zu sein. Die Sehnsucht nach Konformität trieft aus allen Ritzen der höchstpersönlichen Persönlichkeitsmuster. Die Form dieser Tropfen ist mitunter erstaunlich. Jenseits der digitalen Echokammern, wo sich Gleichhassende um den virtuellen Stammtisch drängen, ist in den vergangenen Tagen ein körperliches Protzen mit Normerfüllung aufgetaucht: Frauen brüsten sich mit ihrem Toblerone-Tunnel. Auf Instagram zeigen sie sich geschickt fotografiert im Bikini - mit einer dreieckigen Lücke zwischen den Schenkeln direkt unter der Scham. Diese (eher selten anzutreffende) Lücke zu haben, ist keine bloße Frage von Diäten. Es geht vielmehr um Proportionen - und Genetik. Ein absurder Maßstab also. Doch die Netzgemeinde zeigt Humor und konterkariert die geschönten Bilder mit Berichten über den etwas genüsslicheren Toblerone-Tunnel: Er beginnt am Gaumen - und endet auf der Toilette.