Südafrikas ehemaliger Präsident und Anti-Apartheids-Kämpfer Nelson Mandela zieht sich aus dem öffentlichen Leben zurück.
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Er wolle künftig mehr Zeit mit Freunden und seiner Familie verbringen, sich seinen Memoiren widmen, Bücher lesen und vor allem "in Stille nachdenken", erklärte der 85-Jährige, der wegen seiner Humanität und seines Engagements weltweit sehr geschätzte Politiker.
Mandela war einer der Mitbegründer des African National Congress (ANC) und verbrachte wegen seines Freiheitskampfes gegen die brutale Herrschaft der weißen Minderheit 27 Jahre im Gefängnis. 1990 wurde er auf Druck der internationalen Staatengemeinschaft in die Freiheit entlassen.
Schon vier Jahre später wurde der Doyen der Anti-Apartheid-Bewegung zum ersten schwarzen Präsident in der Geschichte des Landes gewählt. Dafür, dass es Mandela gelang, der schwarzen Bevölkerung ohne Blutvergießen zu ihrem demokratischen Recht zu verhelfen, erhielt er 1993 gemeinsam mit dem letzten weißen Apartheid-Präsidenten Frederik de Klerk den Friedensnobelpreis.
Nach Abschluss seiner fünfjährigen Amtszeit engagierte sich der oft als "Mahatma Gandhi Südafrikas" bezeichnete Musikliebhaber als Friedensvermittler in innerafrikanischen Konflikten, tat sich als offener Gegner der wachsenden weltweiten Militaritisierung hervor und mahnte einen entschiedenen Kampf gegen Armut und Rassendiskriminierung ein.
In den letzten Monaten tat sich der gesundheitlich angeschlagene Vollblutpolitiker jedoch schon sichtlich schwerer, seinen öffentlichen Verpflichtungen nachzukommen; so musste er, als er im April die einzigartige Möglichkeit erhielt, im neugewählten Parlament in Johannesburg als Ex-Präsident eine Abschiedsrede zu halten, beim Gehen gestützt werden, seine Stimme klang zittrig.
Seine Ankündigung vom Dienstag, dass er "Terminkalender und öffentlichen Auftritte von heute an drastisch zurückfahren" wird, kam daher nicht überraschend. Er glaube, dass die Südafrikaner und Südafrikanerinnen dafür Verständnis hätten, fügte Mandela in Johannesburg hinzu.