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Von allen Seiten prasseln derzeit Erinnerungserinnerungen auf uns ein. Facebook erstellt dir dein Fotobuch 2017! Teile es mit deinen Freunden! Was war das Wort des Jahres? Die Twitter-Trends weltweit im Überblick. Danach haben die Österreicher 2017 im Internet gesucht. Welche Highlights bringt das Jahr 2018? Die Must-Haves der nächsten Saison! Jahresrück- und Ausblicke haben rund um Silvester ihre inflationäre und marktschreierische Hochsaison. Gefühlt werden es jedes Jahr ein paar kreative Kategorien und pseudo-originelle Blickwinkel mehr.
Nur eine Blickrichtung gerät dabei völlig in Vergessenheit - die nach innen. Der ursprüngliche Inhalt oder Auftrag der stillen Zeit, dieses Vakuums zwischen den Jahren ist gänzlich überschüttet von schnellen Reizen aus der Mode gekommen: die Selbstreflexion. Die Anleitung dafür klingt banal, ist aber für den gelernten Mediensüchtigen echte Herausforderung: Alleine hinsetzen in einen Raum ohne Fernseher, Tablet, Handy oder dergleichen. Im Idealfall Blick auf eine Winterlandschaft oder Kaminfeuer. Muss aber nicht. Dann ohne Zuhilfenahme von Hilfsmitteln wie Fotos das vergangene Jahr vor dem inneren Auge Revue passieren lassen. Was war? Was war gut, was traurig? Was hat glücklich gemacht oder ängstlich? Was kann besser werden? Das Wichtigste: Nicht darüber reden, posten oder dergleichen. Auch kein Instagram-Foto im Lotussitz à la seht, wie ich alleine und offline sein kann. Diese kostbare Zeit der Stille kann sich als das wohl kostbarste Geschenk an sich selbst erweisen. Zumindest nachdem sich die Unruhe der digitalen Entgiftung gelegt hat.