Elitäre Almhütten erobern die Gipfel. | Luxus-Verständnis reicht von schönem Ausblick bis hin zur Ei-Abholung im Hühnerstall.
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Wien. "Ein frischer Salat zum Abendessen - das spielt es auf über 3000 Metern Höhe nicht", sagt eine Mitarbeiterin der Nationalpark-Region Hohe Tauern Kärnten. Dafür gibt es im "Glockner-Deluxe"-Paket für 900 Euro ein "schnarchfreies" Privatzimmer inklusive seidenem Hüttenschlafsack und regionale Schmankerln statt der herkömmlichen Wanderer-Gulaschsuppe. Eine Nacht verbringen die Urlauber auf der zwischen Gletschern gelegenen Erzherzog-Johann-Hütte, die restlichen zwei im Tal, wo ein Wellness-Programm auf die müden Wadln wartet.
Private Bergführer und Wellness im Tal
Der Höhepunkt des luxuriösen Abenteurer-Pakets, das seit Juli angeboten wird: Eine Tour auf den Gipfel des Großglockners samt Bergführer. "Es ist Luxus, im kleinen privaten Kreis den Großglockner zu besteigen", betont die Tourismusverbands-Mitarbeiterin.
Die hochalpine Luxus-Hotellerie hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Marktnische entwickelt: "Der Trend kommt aus der Schweiz, heimische Hüttenbetreiber versuchen ihn nun zu kopieren", sagt der Tourismusforscher Peter Zellmann im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Es sei vernünftig, die Qualitätsoffensive auf hochalpine Regionen umzulegen. Zahlenmäßig werde sich das luxuriöse Segment des Alpintourismus jedoch nicht groß bemerkbar machen. Für Furore und ein neues Lifestyle-Gefühl im Hochgebirge sorgen die modernen Wanderhütten jedoch allemal: In Osttirol eröffnete 2009 etwa die Adler Lounge. Ein auf 2500 Metern gelegener Glas-Beton-Kubus, der Haubenküche, Zimmer und Blick auf rund 60 Dreitausender bietet. Im Zillertal ziehen die noch rustikal verbliebene Kristallhütte sowie die Wedelhütte im Sommer wie im Winter Besucherströme an. Und im Ötztal stärkt man sich auf dem über 3000 Metern gelegenen Top Mountain Star-Hotel längst nicht mehr mit Frankfurtern und Pommes, sondern mit edlem Wein und gehobener Kulinarik. Die Übernachtung in der Fürstensuite inklusive Halbpension kostet in der Hauptsaison mehr als 500 Euro, pro Person.
"Hütten wollen sich mit Exklusivität abheben"
"Viele Betreiber haben entdeckt, dass sie sich mit ihren Hütten von anderen Destinationen abheben müssen und wollen jetzt etwas Exklusives anbieten", berichtet eine Mitarbeiterin der Tirol Werbung. Dazu zählen jazzige Musik auf der Panoramaterrasse genauso, wie das Panorama selbst. Generell sei ein Trend hin zum "Erlebnis und Krafttanken in den Bergen" zu beobachten. Die gesunde Höhenluft werde im Hinblick auf den Klimawandel immer wichtiger", ist man bei der Tirol Werbung überzeugt.
Im Salzburger Land will man mit Almdörfern im Luxussegment mitmischen. Das auf 1100 Metern gelegene Bergdorf Priesteregg in Leogang bietet unter anderem Kuscheltage für drei Nächte in einem "Chalet" - einem edlen Holzhaus - um bis zu 790 Euro pro Person an. Der anspruchsvolle Gast darf sich auf Bergfrühstück, Waldbad und Abendessen im Kerzenschein freuen.
Ebenfalls in Salzburg liegt das Arthur-Haus. Den Begriff "Edel-Berghotel" hört Frau Heidi, Chefin des Hotels am Fuße des Hochkönigs, nicht gerne. An Feiertagen ist die Unterkunft auf 1500 Meter Höhe samt Kegelbahn, Wellnessbereich oder Luftgewehrschießstand lange im Voraus ausgebucht. Luxus zeigt sich im Berghotel von der bodenständigen Seite: "Ihr Frühstücksei müssen sich unsere Gäste selbst vom Hühnerstall holen, alle sind per du, für Hunde gibt es eine eigene Speisekarte und Dusche", so Frau Heidi.
Kein Sieben-Stern-Hotel in Südtiroler Alpen
Dass es bei alpinen Luxus-Projekten auch Fehltritte geben kann, zeigt aktuell ein Beispiel aus Südtirol: Im Ort Wolkenstein sollte das erste alpine Sieben-Stern-Hotel entstehen. Wie "Südtirol online" berichtet, wird das 50 Millionen Euro teure Bauwerk wahrscheinlich nicht realisiert werden. Der Bauherr Claudio Riffeser habe sein Projekt vorerst zurückgezogen. Der Grund dafür sei eine fehlende Baugenehmigung für den Gemeindegrund.