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Seife macht Viren inaktiv

Von Alexandra Grass

Wissen
© Unsplash/Daniele Levis Pelusi

Händewaschen ist aktuell das oberste Gebot: Was es bewirkt, beschreiben Experten.


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Gut und regelmäßig die Hände zu waschen, ist eine wesentliche Maßnahme, um sich vor dem Befall mit Viren zu schützen. Waschanleitungen zum richtigen Händewaschen finden sich seit Wochen nicht mehr nur in Spitälern, sondern auch in Unternehmen und Schulen. Am besten mit Seife, lautet die Empfehlung der Experten. Sie sei gar eine der wichtigsten Waffen in unserem Arsenal gegen Krankheitserreger, heißt es. Doch was macht die Seife überhaupt so wirksam?

Grundbestandteil von Seifen sind pflanzliche oder tierische Fette. Durch die Zugabe von Laugen werden diese in einer chemischen Reaktion zu den Alkalisalzen der Fettsäuren umgewandelt. Ergebnis ist die weltweit verbreitete Waschsubstanz. Sie löscht Viren, darunter auch Sars-CoV-2, aus, indem sie ihre Fettmembran auflösen kann, erklärt Palli Thordarson, Chemiker an der Universität von New South Wales, via Twitter. Dies führe dazu, dass das Virus "wie ein Kartenhaus" auseinanderfällt und damit inaktiv wird.

Zweimal "Happy Birthday"

Die Hände nur mit Wasser zu waschen, bringe wenig. Erst die Seife sorge für den Abspül-Effekt, durch den Bakterien und Viren tatsächlich von der Haut gelöst werden. Denn das Virus ist ziemlich klebrig. Seife hingegen enthält fettähnliche Substanzen - bekannt als sogenannte Amphiphile -, von denen einige strukturell den Lipiden in der Virushülle sehr ähnlich sind. Die Seifenmoleküle konkurrieren praktisch mit den Fetten in der Virusmembran.

Da die Haut unserer Hände rau und faltig ist, ist es nötig, besondere Gründlichkeit walten zu lassen und das Waschprozedere sorgfältig durchzuführen. "Mindestens 30 Sekunden lang gut einseifen", lautet die Empfehlung der Österreichischen Apothekerkammer. Dabei sind die Hände so zu reiben, dass auch in die Fingerzwischenräume Seife kommt. Bewusst vornehmen sollte man sich ebenso Fingerspitzen und Daumen, wo besonders viele Keime sitzen. In öffentlichen Waschräumen raten Experten zur Benutzung von Einweg-Handtüchern. Händetrockner würden Keime in der Luft verwirbeln, wodurch sie sich wieder auf Oberflächen absetzen können.

"Es klingt banal, aber Seife ist wirklich eine erstaunliche Waffe, die wir alle in unseren Häusern haben", betont auch die Biologin Karen Fleming von der Johns Hopkins University in einem Twitter-Eintrag. Und weiter: "Mir wurde gesagt, zweimal ,Happy Birthday, zu singen, ist ungefähr so lange, wie wir alle unsere Hände schrubben sollten."

Im Handel sind neben Seife noch unzählige weitere antibakteriell wirkende Substanzen erhältlich. In Form von Flüssigkeiten, Tüchern, Gels und Cremen hätten sie zwar eine ähnliche Wirkung, dennoch seien sie "nicht ganz so gut wie normale Seife", erklärt Thordarson. Diese antibakteriellen Mittel würden die Virusstruktur gar nicht erst beeinflussen. Ist keine Seife vorhanden, weil wir gerade unterwegs sind, könnten Alkoholtücher als wirksame Alternative herangezogen werden. Desinfektionsmittel sollte dem Personal im Gesundheitswesen, etwa in Spitälern, Pflegeheimen und anderen medizinischen Einrichtungen, vorbehalten sein, heißt es aus der Apothekerkammer. Eine häufige Benützung führt zudem zu trockener und gereizter Haut.

Wirksame Methode

Der Rat der Experten entspricht auch jenem der Weltgesundheitsorganisation. Niemals sollte die Macht des bescheidenen Stücks Seife unterschätzt werden. Regelmäßiges Händewaschen sei eine der wirksamsten Methoden, um sich und andere vor Covid-19 und vielen anderen Krankheiten zu schützen. Und: "Stellen Sie sich außerdem vor, wie viel wir alle lachen werden, wenn wir auf dem Klo ,Alles Gute zum Geburtstag‘ singen, während wir dieses Biest töten!", versucht Karen Fleming zu motivieren.