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In seinem ersten Leben mimt Aekapan Banluerit den strahlenden Seifenoper-Helden. In seinem zweiten ist er Seelensammler. Nacht für Nacht ist er mit anderen Rettungshelfern auf Bangkoks Straßen unterwegs, um - nach buddhistischem Glauben - die zornigen Seelen von plötzlich Umgekommenen und Toten zu besänftigen. Geradezu atemberaubend schilderte die deutsche Regisseurin Carmen Butta, Grimme- und Egon-Erwin-Kisch-Preisträgerin, letzte Woche in der arte-Geo-Reportage "Die Seelensammler von Bangkok" wie diese um Punkte für ihr religiöses Ehrenkonto wetteifern.
Bildgewaltig wie ruhelos pendelt die 30-minütige Doku zwischen Horrorszenario eins, dem Chaos auf den Straßen der Millionenmetropole und Szenario zwei, dem gerichtsmedizinischen Labor. Dort arbeitet Dr. Porntip Rajanasunan alias "Dr. Death" auf Hochtouren. Die Medizinerin ist für Politiker und Polizei eine unangenehme Zeitgenossin, ruht sie doch nicht eher, bevor sie die wahre Todesursache herausgefunden hat. Ähnlich "besessen" ist auch Banluerit, er meint im O-Ton: "Ich sammle Leichen, weil ich herausfinden will, wer ich eigentlich bin. Jedes Fragment der Körper, selbst einzelne Haare und Blut, nehme ich aus Respekt vor den Toten von der Straße auf." Dabei wirkt er ganz professionell, kamera-
erfahren, versteht sich. Letzte Woche war für arte-Zuschauer ohnehin ein Highlight: Sechs Geo-Reportagen vom Feinsten wurden gezeigt. Diese Woche werden sie im arte-Nachmittagsprogramm wiederholt - ein Glück, zumal andere Sender aus der Welt des Wissens - "Universum" allein reicht eben nicht - wenig (Ansprechendes) bieten.