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Seit 1879 kommt der "Zaster" aus Kreuzberg

Von Franz Nickel, Berlin

Europaarchiv

Bis ab 1. Jänner 2002 die neuen Euro-Geldscheine und -Münzen in die Portemonnaies der Konsumenten wandern, rattern in der traditionsreichen Berliner Bundesdruckerei die Notenpressen und | Münzprägemaschinen auf Hochtouren.


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Während in der deutschen Hauptstadt erhebliche Teile der Industrie vor allem im Ostteil der Stadt nach der Wende "abgewickelt" wurden oder sich gerade noch mühsam über Wasser halten, gehört die

Produktion von Geldscheinen und Münzen durch die Einführung des Euro zu den blühenden Wirtschaftszweigen. Denn in Berlin werden 2 Mrd. Stück Euro-Banknoten und 2,42 Mrd. deutsche Euromünzen

produziert.

Die neuen Geldscheine entstehen in der Bundesdruckerei in Berlin-Kreuzberg, wo schon seit 1879 Banknoten gedruckt werden. Mit 2.000 Beschäftigten zählt das bundeseigene Unternehmen heute zu den

größten Produktionsbetrieben der Stadt, mit der Europroduktion wird es bis weit in das Jahr 2001 hinein voll ausgelastet sein. Den förmlichen Auftrag dazu hat zwar die Europäische Zentralbank noch

nicht erteilt, aber man rechnet fest damit, daß die Produktion im Frühjahr 1999 beginnen kann. Schließlich wurde hier für 150 Mill. DM die modernste Banknotenproduktion der Welt aufgebaut, um für den

Wettbewerb mit elf anderen Geldscheindruckereien in Europa gerüstet zu sein. Eine zweite kleinere Produktionslinie steht für ausländische Kunden bereit, demnächst für Estland.

Die Prototypen der deutschen Eurobanknoten wurden bereits 1997 gedruckt, zur Zeit wird die Nullserie als Testdruck produziert. Die Herstellung einer Euro-Banknote kostet zwischen 15 und 20 Pfennige.

Sicherheitsfaden, Wasserzeichen und ein Hologramm sollen das Papier fälschungssicher machen.

Neben den Euroscheinen werden in Berlin auch knappe 2,5 Mrd. Euromünzen · ein Fünftel der deutschen Erstausstattung · hergestellt. Das erfolgt in der Staatlichen Münze in Berlin-Mitte, einer schon

über 750 Jahre alten Prägestätte. Das Unternehmen, das 73 Mitarbeiter beschäftigt und in den vergangenen Jahren ebenfalls kräftig modernisierte, hat den Auftrag bereits bekommen. Nun soll noch im

Jänner mit der Prägung aller Werte der neuen europäischen Münze begonnen werden. Im August 1998 wurden die ersten Geldstücke im Probelauf geprägt, aber der mußte gestoppt werden. Denn bei den rund

2 Mill. Geldstücken, die im Prägesaal am Molkenmarkt schon produziert waren, standen die Euro-Sterne auf der Rückseite nicht korrekt, zeigten in verschiedene Richtungen. Auf den österreichischen und

anderen Ländermünzen zeigen alle Sterne mit einer Spitze in die gleiche Richtung. So mußten in Berlin 2 Mill. Test-Euros "verwalzt" werden. Die Kosten dafür wurden noch nicht beziffert, werden aber

heruntergespielt, so etwas käme im Probebetrieb immer wieder vor.