Wohin mit dem Baby, wenn sich die Arbeit stapelt? | Expertinnen: Checklisten für Umgang mit der Karenz. | Wien.Wenn es darum geht, Karriere und Kinder unter einen Hut zu bringen, kennen die Kümmernisse der Frauen über die Kontinente hinweg keine Grenzen: "Frauen in Kamerun bekommen zwar Karenzgeld, doch es fehlt die qualitätsvolle Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen", berichtet die Managerin Bibiana Mbuh Taku im Rahmen des World Diversity Leadership Summits in Wien. Es bleibe nicht nur die Hausarbeit an den Frauen hängen - in der Karenzzeit müssten viele Frauen einen Zweitjob annehmen, um das spärliche Familieneinkommen aufzubessern, erzählt die vierfache Mutter. Die häufige Folge daraus: Der Nachwuchs sei oft sich selbst überlassen. Die Gefahr, in Drogenmissbrauch oder Kriminalität abzudriften, sei dadurch sehr groß.
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Die Frage der Kinderbetreuung strapaziert auch berufstätige Eltern in Österreich. "Das Hauptproblem sind die großteils fehlenden Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder zwischen 0 und 3 Jahren", sagt Gabriele König, Geschäftsführerin des österreichischen Netzwerks "Business Mamas". Zudem seien besonders in ländlichen Gegenden Au-pairs oder Tagesmütter schwer zu finden.
Ein weiteres Hemmnis bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei aber auch das Unverständnis vieler Arbeitgeber. "Es fehlen nicht nur flexible Arbeitszeitmöglichkeiten, sondern auch die professionelle Auseinandersetzung mit dem Thema Karenzmanagement", betont König.
Arbeitsplatz im Wandel
Gut vorbereitete Unternehmen haben fixe Gesprächsleitfäden und Checklisten installiert, wie mit Mitarbeitern vor und während der Karenz umzugehen ist, erklärt Jasmine Böhm, Diversity Managerin bei der Frauenförderungsorganisation "abz*austria".
In einem Erstgespräch sollte abgeklärt werden, wie lange die Mitarbeiterin abwesend sein wird und welche Varianten für die Rückkehr in den Arbeitsalltag zur Verfügung stehen. Weiters sollte sich jedes Unternehmen überlegen: Wie sieht der Notfallplan aus, falls Arbeitnehmerinnen früher in Mutterschutz gehen? Und: Wie wird der Kontakt aufrechterhalten?
"Je besser die Anbindung an die Firma ist, desto kürzer ist meistens die Auszeit", weiß Böhm. Um am Informationsfluss dranzubleiben, sollten Unternehmen ihren Mitarbeitern auch während der Karenz Handy und Laptop sowie eine E-Mail-Adresse zur Verfügung stellen. Auch sogenannte "stay-connected-Frühstückstreffen" sind eine Möglichkeit, um die Mitarbeiter über aktuelle Ereignisse im Betrieb zu informieren.
Fliegende Babysitter
Als Vorbilder in Sachen Karenzmanagement tun sich derzeit etliche IT- und Technikunternehmen hervor: "Sie haben erkannt, dass gemischte Teams sich positiv für den Unternehmenserfolg und Innovationen auswirken", berichtet Böhm. Um mehr Frauen ins Unternehmen zu bringen, steht eine breite Palette an flexiblen Arbeitszeitmodellen zur Auswahl - von Teilzeit, über Teleworking bis hin zu individuell einteilbarer Projektarbeit.
Regelmäßige Diskussionen zum Thema Karenzmanagement stehen dabei genauso auf der Agenda wie Kampagnen für Väterkarenz mit dem Slogan: "Coole Väter verpassen es nicht". Für schulfreie Tage werden oftmals die "Flying Nannys" ins Haus geholt - ein Betreuungsverein, der Kinder in den Unternehmen vor Ort betreut, während die Eltern ihrem Job nachgehen können.
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