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Seit Tagen kursieren konkrete Putschgerüchte

Von Markus Rapp

Politik

Pretoria - Am Dienstag berichtete die britische Tageszeitung "The Guardian" von einem Gespräch zwischen hochrangigen Militärs aus Simbabwe und Südafrika: Die Simbabwer sollen darin ihre Kollegen über ihre Absicht informiert haben, den Präsidenten Robert Gabriel Mugabe zu stürzen, sollte die politische Situation in dem vom Agrarexport abhängigen Land - etwa auf Grund von Nahrungsengpässen - eskalieren.


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Simbabwes Militär werde, so hieß es aus Armeekreisen in Pretoria, im Falle einer Volkserhebung nicht an der Seite der Polizei gegen protestierende Bürger vorgehen, sondern gegebenenfalls die Macht ergreifen. Es gebe wohl bereits dementsprechende Pläne, zitierte der "Guardian" die südafrikanischen Militärs. Als Kopf der Putschpläne vermuten südafrikanische Geheimdienstler nicht etwa Sympathisanten der seit 20 Jahren unterdrückten Opposition, sondern den Luftwaffenmarschall und engen Weggefährten von Staats- und Regierungschef Mugabe, Perence Shiri.

Simbabwe vor dem Ruin

Nach Einschätzung des "Guardian" dürfte nicht Machthunger des bisher stets loyalen Militärs - Shiri war maßgeblich an der brutalen Niederschlagung eines Aufstandes in Matabeleland und an den illegalen, oft blutigen Besetzungen von Farmen weißer Pflanzer durch Veteranen des Unabhängigkeitskriegs beteiligt -, sondern die Angst vor dem völligen Ruin des Landes hinter den kolportierten Umsturzplänen stehen. Mugabes Regierung gilt als korrupt und verschwenderisch, die Bevölkerung leidet seit Jahren an der Wirtschaftskrise, eine längst überfällige Bodenreform wurde nicht zur Verteilung des Landes unter den Bauern, sondern vor allem dazu genützt, Weiße und Oppositionelle einzuschüchtern und die Gefolgschaft der starken Veteranenbewegung ZANU-Ndonga von Chenjerai Hunzwi zu erringen. Seit Beginn der Farmbesetzungen ging die Agrarproduktion um 30 Prozent zurück, andere Wirtschaftsbereiche sind ebenfalls von der politischen Instabilität betroffen.

Oppositionsbewegung

Seit den Parlamentswahlen im Juni des Vorjahres ist Mugabe erstmals mit einer starken Opposition, der "Bewegung für demokratischen Wandel" MDC (Movement for Democratic Change) konfrontiert. Das politische Klima hat sich seither verschärft, weil immer öfter bezahlte Schlägerbanden gegen Oppositionspolitiker vorgehen. Erst vergangenes Wochenende wurden zwei Abgeordnete der MDC spitalsreif geprügelt, wie die "Neue Zürcher Zeitung" in ihrer Dienstag-Ausgabe berichtete. Übergriffe auf und Folter von Andersdenkenden häuften sich, je näher die Präsidentschaftswahlen Anfang nächsten Jahres in Simbabwe rückten, heißt es in dem Bericht.

Das Kongo-Abenteuer

Dass Simbabwes Militär so lange stillgehalten hat, sei auf Mugabes Engagement im Kongo-Konflikt zurückzuführen. Doch während sich einige wenige dort mit Schürfrechten bereichert hätten, mache sich in der kämpfenden Truppe Unmut breit, berichtet der "Guardian" weiter. Und durch den Unfalltod des Verteidigungsministers und Mugabe-Getreuen Moven Mahachi sei ein Putsch noch wahrscheinlicher geworden.