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Macht es eigentlich Spaß, Übertragungen vom Opernball oder ähnlich festlichen Ereignissen am Bildschirm mitzuverfolgen? Nicht unbedingt. Denn sicher ist, dass man das Beste solcher Feste versäumt. Die Atmosphäre eines großen, turbulenten Ballsaals, der Geschmack der Speisen und Getränke, die Parfümaromen und Blumendüfte - all das und manches mehr kann man allenfalls ahnen, während man mit einem Bier und einer Packung Soletti vor dem Fernseher sitzt. Man könnte geradezu schwermütig werden, wenn man bedenkt, wie viel einem der Fernseher vorenthält.
Weil sich das aber nicht ändern lässt, müssten die TV-Berichte durch Anmut, Charme und Witz für all das entschädigen, was auf dem Weg in die Wohnzimmer verloren geht. Aber leider kam es in dieser Saison nicht dazu. Im ORF wurde vom Wiener Opernball berichtet, als ob es sich um eine beliebige "Seitenblicke"-Party handeln würde. Die Kameras schwenkten über Logen und tanzende Paare, und dazwischen wurde vor allem die Prominenz vors Mikrofon gebeten: Hansi Hinterseer war ebenso dabei wie der DJ Ötzi und Claudia Cardinale. Die Fragen, die Ingrid Thurnher und Alfons Haider den Damen und Herren stellten, waren so routiniert und langweilig wie die Antworten. Und irgendwann keimte im Zuschauer der Verdacht auf, dass es auf dem Opernball gar nicht so elegant und geistreich zugeht, wie er es sich in seinen unerfahrenen Träumen ausgemalt hat. Sollte dieser Verdacht aber ungerecht sein - dann hat die Berichterstattung des ORF ein gründlich falsches Bild vermittelt.