Während der internationale Druck auf den Sudan wegen der Massaker in Darfur wächst, gibt sich die Regierung in Khartum widerspenstig und selbstbewusst. Hintergrund dieser Haltung sind das Wissen von Präsident Omar al Bashir um seine relative Unersetzbarkeit und die riesigen Erdölvorkommen im Land.
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Der britische und der deutsche Botschafter wurden gestern ins sudanesische Außenministerium zitiert. Bashir forderte einen "konstruktiven Dialog" und bezeichnete es als "Angriff auf den Islam", dass die EU-Außenminister am Vortag angesichts der fortdauernden Massaker arabischer Milizen an der schwarzafrikanischen Bevölkerung in Darfur per UNO-Sicherheitsrat mit Sanktionen gegen den Sudan gedroht hatten. Und eine entsprechende von den USA eingebrachte Resolution ist dort bereits am Weg. Sie soll laut dem britischen UNO-Botschafter Emyr Jones Parry bereits am Donnerstag angenommen werden und direkte Sanktionen gegen das Regime in Khartum beinhalten.
Nun wurde aber Bashir über die Jahre als Ansprechpartner der USA und der UN aufgebaut. Er zog schließlich auf internationalen Druck endlich einen Schlussstrich unter den mehr als 20-jährigen Bürgerkrieg mit dem Süden. Nicht allerdings, bevor die Bevölkerung des erdölreichen Zentralsudan brutal vertrieben wurde, um deren eventuelle Partizipation an Öleinnahmen zu verhindern. Dort liegt ein großer Teil der nachgewiesenen 700 Mio. Fass schweren Ölreserven des Landes, wobei die Felder tief nach Darfur hineinreichen. Wie viel der landesweit auf zwei Mrd. Fass geschätzten Vorkommen in der Krisenregion liegen, ist unbekannt. Die Darfur-Rebellen wollen davon jedenfalls 13 Prozent. Eine Forderung, die an den Zentralsudan denken lässt.
Und während die Politiker Khartum drohen, unterzeichneten am Sonntag laut der Zeitung "El Sahafa" auch französische und britische Firmen Ölförderverträge für den bisher vor allem unter chinesischer Führung erschlossenen Zentral- und Südsudan.