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Eine der bekannteren österreichischen Autorinnen, Marlene Streeruwitz, hat mit "Supermarkt" ein neues Hörspiel geschrieben und auch selber Regie geführt (Dienstagabend im Ö1-"Hörspiel-Studio"). Im Supermarkt trat eine etwas schusselige Dame auf, die für das Wochenende einkaufen will oder muss. Sie erwartet ihre Söhne mit Freundinnen und weiß nicht, ob sie ein oder zwei Kilo Erdäpfel nehmen soll. Diese Frage stellt sozusagen die Zuspitzung dar. Was tut die arme Frau mit einem Kilo Erdäpfel, wenn die Söhne nun nicht kommen? Das sind Fragen, die das wirkliche Leben stellt.
Dazu kommt das Grundproblem der ungewöhnlich eindimensionalen Person in Form ihres Gatten Robert, der "jeden Morgen Butterbrot" isst, "kein Müsli, kein Ei, keinen Schinken, keine Banane, keine Cornflakes". Man würde ja meinen, dieses Beharren auf Butterbrot würde das Leben der Einkäuferin vereinfachen, tut es merkwürdigerweise aber nicht.
Sie sehen, ich hab nicht wirklich begriffen, was ich da eine Stunde lang in Wiederholungen und Überblendungen gehört habe. Vielleicht sollte man für diese Art der Hörspiele eine Gruppe zur "Selbsthilfe nach Hörspiel" gründen: In langen Sitzungen könnte man die Gesellschaftskritik und die Kritik am Geschlechterverhältnis herausarbeiten, auf dass der Glaube an die Kommunikationsfähigkeit der Literatur wiederbelebt wird. Beim Plaudern käme vielleicht auch ein bisschen Unterhaltung zustande, die beim dienstäglichen Sendetermin ebenfalls vermisst wurde.