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Selbstmordattentäterin erschüttert die Waffenruhe

Von Wolfgang Tucek

Politik

Beim ersten Selbstmordanschlag in Sri Lankas Hauptstadt Colombo seit knapp drei Jahren hat eine mutmaßliche tamilische Separatistin vier Polizisten mit in den Tod gerissen. Ob die Tiger-Rebellen damit eine seit über zwei Jahren herrschende Waffenruhe brechen wollten, war vorerst unklar.


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Die Frau hat die Explosion ausgelöst, als sie im schwer gesicherten Regierungs- und Botschaftsviertel der Hauptstadt festgehalten und in einer Polizeistation gegenüber den Botschaften Großbritanniens und der USA untersucht worden ist. Sie habe zuvor versucht, in das Landwirtschaftsministerium einzudringen, das von einem mit den separatistischen "Befreiungstigern von Tamil Eelam" (LTTE) verfeindetem tamilischen Minister geleitet wird. Die Wucht der Detonation ist auch im nahe gelegenen Amtssitz des Premiers zu spüren gewesen.

Nach Krankenhausangaben wurden mindestens neun Menschen schwer und vier weitere leicht verletzt. Die Explosion trug nach Polizeiangaben die Handschrift der Tigerrebellen, die seit Jahren für einen eigenständigen Tamilen-Staat im Norden und Osten der Insel kämpfen.

Der gestrige Anschlag verfehlte nur knapp den 17. Jahrestag des des ersten LTTE-Selbstmordanschlags am 5. Juli 1987. Seither verloren die Tiger nach Eigenangaben 214 Mitglieder durch derartige Anschläge. Der letzte in Colombo hatte sich allerdings im Oktober 2001 ereignet. Im Februar 2002 gingen die separatistischen Rebellen unter norwegischer Vermittlung eine Waffenruhe mit der Regierung ein, der seither weitgehend eingehalten wurde. Einen Einschnitt erhielt der Friedensprozess als Präsidentin Chandrika Kumaratunga letzten November das Parlament auflöste und vorgezogene Neuwahlen anordnete, da ihr der damalige Premier Ranil Wickremesinghe den Tigern zu viele Zugeständnisse gemacht hatte. Die Wahlen im April gewann Kumaratungas Partei. Die Friedensverhandlungen stocken seither, auch wenn sich bereits wieder norwegische Vermittler im Land befinden.

Im Bürgerkrieg in Sri Lanka starben in den vergangenen mehr als 20 Jahren rund 60.000 Menschen.