Taiwanesischer Elektronikriese Foxconn kämpft um seine Reputation. | Singapur. Arbeiter Chen war gerade einmal zwei Monate beim Elektronikkonzern Foxconn in Shenzhen beschäftigt. Am Donnerstag schnitt sich der 25-Jährige die Venen auf. Chen überlebte. Ein 23-jähriger Kollege starb dagegen tags zuvor, nachdem er sich vom Balkon seines Schlafraumes gestürzt hatte.
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Es ist der zehnte Selbstmord in diesem Jahr beim Auftragsfertiger für Apple in der südlichen Guangdong-Provinz. Medienvertreter aus aller Welt belagern seitdem das Firmengelände. Die Riesen-Fabrik, die 420.000 Menschen beschäftigt, ähnelt fast einer kleinen Stadt. Mit Bäumen gesäumte Straßen, Bäckereien, Banken und ein großes Schwimmbad stehen den Arbeitern zur Verfügung. Doch die Tore zur Stadt sind fest verschlossen und von uniformiertem Sicherheitspersonal bewacht. Belegschaftsvertreter beschweren sich über lange Schichten und schnell laufende Fließbänder.
Besorgte Auftraggeber
Die Auftraggeber Apple, Nokia, Hewlett Packard, Motorola und Dell sind besorgt. Die Ausbeutung von mittellosen Arbeitern bis hin zum Freitod kann ganz schnell zu tiefen Kratzern am strahlenden Image dieser Prädikatsmarken führen. Firmenchef Terry Gou verspricht nun die Ausbildung von eintausend psychologischen Beratern, die bei emotionalen Problemen helfen sollen. Die Neuankömmlinge sind meist vom Land stammende Männer im Alter von 17 bis 24 Jahren ohne Schulabschluss. Sie müssen erst einmal einen "Agenten" finden, der für 300 Yuan (rund 35 Euro) den Kontakt mit der Personalabteilung der Firma herstellt. Der Eingangstest bei Foxconn kostet dann noch mal 50 Yuan. Wer diese Kosten erstmal aufgebracht hat und es bis in die Stadt geschafft hat, überlegt sich zweimal, ob er den Job gleich wieder aufgeben will, heißt es. Der Monatslohn bei Foxconn liegt bei 900 Yuan (106 Euro). Um die Stimmung aufzuhellen, soll es nun um 20 Prozent mehr Lohn geben.