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Ohne Klischees und deshalb besonders polarisierend war Sonntag das Geburtstagsgeschenk des ORF-TV an den 75-jährigen Religionswissenschaftler Adolf Holl. Mit cineastischer Kameraführung ließ der Film den intellektuellen Kritiker der katholischen Kirche sein Leben und seine Gedankenwelt ohne Widerspruch nachzeichnen. Schon bei den Dreharbeiten hatte er sichtlich Freude, sich so selbstsicher zu präsentieren.
"Wünsche können nicht irren", ist der Titel des Films, aber auch Teil seiner Lebensphilosophie, zu der auch der Satz gehört: "Ohne Angst und ohne Andacht auf die Welt blicken, die Obrigkeit als Spielmaterial betrachten."
Der Schriftsteller Holl übersprang 1971 mit "Jesus in schlechter Gesellschaft" die Schwelle öffentlicher Wahrnehmung. Seine These, Jesus habe keinen Priesterstand gewollt, stellte die Institution Kirche in Frage. Als er dann noch bekannte, sich nicht an den Zölibat zu halten, wurde er vom Priesteramt suspendiert.
Trotz aller Gelassenheit scheint der ernsthafte Zweifler mit dem Hang zu leichter Ironie in seinem Schaffensdrang ungebrochen: Erst kürzlich erschien sein Buch "Der lachende Christus", mit dem er gegen die Leidensverliebtheit der Kirche anschreibt.