Unser Naturzustand ist ein Leben in körperlicher und geistiger Entspannung, wissen die Weisen im Osten. Schnelligkeit und Stress unserer Tage haben uns dieses "Geburtsrecht" aber vergessen lassen. Yoga als der Welt ältestes System zur persönlichen Entwicklung zeigt den Weg zurück - zur Einheit von Körper, Geist und Seele.
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Yoga-Meister Swami Vishnu-devananda wählte gerne für die moderne Gesellschaft gut nachvollziehbare Vergleiche. "Stellen Sie sich den menschlichen Körper als ein Auto vor", sagte er einmal. Fünf Dinge seien es, die jeder Wagen braucht, um reibungslos zu laufen: Schmierung, Kühlung, Elektrizität, Treibstoff und einen einfühlsamen Fahrzeuglenker.
Im Yoga sind es die "Asanas", die Stellungen, die den Körper "schmieren" - sie halten Muskeln und Gelenke geschmeidig, kräftigen die inneren Organe und stärken den Kreislauf.
Gekühlt wird der Körper durch die vollständige Entspannung (Savasana), während Pranayama - die Yoga Atmung - das Prana, den energetischen Strom verstärkt.
"Treibstoff" bezieht der Körper aus Nahrung (vegetarisch!), Wasser und Luft. Und Meditation schließlich ist es, die den Geist, denn Lenker des Körpers, beruhigt.
Für zunehmend viele Menschen ist Yoga der ideale Weg, um mit der Hektik und dem Stress des Arbeitsalltags fertig zu werden. "Die Menschen suchen zunehmend nach Stille," resümiert Swami Shyamananda, Leiter des Yogazentrums Sivananda in Wien, und "sie erkennen, dass die Zufriedenheit in der Ruhe liegt und kehren sich nach innen."
Komplizierte "Verrenkungen", wie sie oft mit Yoga in Verbindung gebracht werden, sind dabei nicht unbedingt erforderlich. Jeder kann Yoga praktizieren - gleichgültig wie alt er ist, welche Kondition oder welche Religion er hat, stellt Meister Swami Vishnu-devananda klar. Selbstverständlich muss man sich aber nach der individuellen Kapazität richten. Regelmäßige Übung vorausgesetzt, ist Yoga für jung und alt, gesund oder krank, ein praktischer Lebensweg, der physische und seelische Schmerzen überwinden hilft.
"Yoga hat mich zu einem völlig neuen Bewusstsein geführt", erzählt Anna Wiesmüller. Ein Bewusstsein, das weit über Sportarten wie Schwimmen oder Laufen hinausgehe. Bei Yoga könne sie besser denken, besser ihren persönlichen Gedanken nachgehen. Das sei vielleicht nicht ganz im ursprünglichen Sinn der Sache, gibt Wiesmüller zu. Schließlich soll man beim Yoga entweder an nichts denken oder sich auf Atmung und Körperstellungen konzentrieren. Sie habe aber beim Yoga weder spirituelle noch asketische Absichten, meint sie pragmatisch.
Seit gut 15 Jahren betreibt Wiesmüller mehr oder weniger regelmäßig ihre Asanas. "Pflug", "Brücke", und "Bogen", alles Übungen der Wirbelsäule, gehören dabei zu ihren Lieblingspositionen. Mit der Zeit entwickelt jeder Yogi seine Vorlieben, meint sie. Übungen, die besser "fließen" und auch besser wirken als andere. Ihr gehe es nach einer Yoga-Einheit jedenfalls immer besser als vorher. Sie fühle sich ausgeglichener, ausbalancierter.
Nervös und aggressiv war Dean Tomsich als er vor wenigen Jahren mit Yoga begann. "Meine Arbeitswoche dauerte 60-Stunden und daneben habe ich noch studiert", erzählt der bekennende Workoholic. Im Zuge von zwei Jahren intensivem Yoga - "täglich in der früh eine Stunden zu Hause plus einmal pro Woche ins Yoga-Zentrum" - sei er nicht nur ruhiger geworden, sondern habe auch mit dem Rauchen aufgehört und die Ernährung umgestellt.
Nicht zuletzt habe Yoga auch seine sexuellen Aktivitäten gesteigert, erinnert sich Tomsich lachend. Eine Wirkung, die nicht ganz mit traditionellen Yoga-Zielen übereinstimmt. Swami Sivanandas, herausragender indischer Heiliger (1887-1963) zum Thema: "Übe geschlechtliche Mäßigung entsprechend deinem Alter und deinen Lebensumständen. Beschränke den Verkehr auf einmal im Monat, allmählich verringere ihn auf einmal im Jahr. Dann fasse den Entschluss, dein ganzes Leben enthaltsam zu bleiben." (Swami Sivananda: "Die Entfaltung des inneren Glücks")
Information: Regelmäßiges Kursprogramm im Sivananda Yoga Vedanta Zentrum, Prinz Eugen Str. 18, 1040 Wien, Tel: 01/586 34 53, Fax: 01/587 15 51; E-mail: Vienna@sivananda.org; Internet: http://www.sivananda.org/vienna/