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Selfies statt großer Reden

Von Matthias Nagl

Politik

Sebastian Kurz möchte bei der Aufbruch-Tour den Österreichern seinen neuen Stil näherbringen.


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Salzburg. ÖVP-Veranstaltungen waren auch schon einmal leichter zu erkennen. Statt klassischer Standln gibt es Food-Trucks - in Türkis. Und Veggie Burger. Statt der obligaten Begrüßung von der örtlichen Musikkapelle kommt die Musik von einem DJ auf der Bühne, von der Sebastian Kurz eine knappe Stunde später beim Salzburg-Stopp seiner "Aufbruch-Tour" zu seinen Anhängern sprechen wird. Er wippt lässig im Takt.

Das hippe Setting, das sich bei allem bedient, was gerade angesagt ist, ist auch Teil des neuen Stils, den Kurz, Kandidat der ÖVP, ausgerufen hat und plakatieren ließ. An diesem Abend ist der ÖVP-Chef mit seiner Wahlkampf-Tournee durch alle Bundesländer bei jemandem zu Gast, der schon Erfahrung mit neuem Stil hat.

Salzburgs Landeshauptmann und ÖVP-Chef Wilfried Haslauer hat einen neuen Politik-Stil schon vor mehr als vier Jahren zum Start seiner Koalition mit Team Stronach und Grünen ausgerufen. Sachorientiert und respektvoll soll dieser Stil sein, hieß es damals. Und während es den einen Koalitionspartner von damals nicht mehr gibt und der andere mit sich selbst und seinen Abtrünnigen beschäftigt ist, soll der neue Stil der ÖVP nun auch auf Bundesebene zum Erfolg verhelfen.

Haslauer kennt sich also aus, wie diese Art von Politik funktioniert, und er ist auch ein enger Vertrauter von Kurz. "Einen neuen politischen Stil einzuführen, halte ich für das Wichtigste", sagt Haslauer in seiner kurzen Rede. Dann zieht er gleich einmal über die Berater-Fehlgriffe und andere Wahlkampf-Pannen der SPÖ her.

Der neue Stil, den der Außenminister zu verkörpern versucht, kommt zumindest bei seiner Aufbruch-Tour gut an. "Er ist meine positivste Enttäuschung in der Politik in den letzten Jahren", sagt etwa der Salzburger Immobilientreuhänder Peter Tschoner und meint das als Kompliment. "Ich hätte ihm das nie zugetraut. Als er Außenminister geworden ist, habe ich den Kopf geschüttelt, aber er hat das mit Bravour gemeistert", erklärt Tschoner, der aus Interesse an Kurz ins Salzburger Messezentrum gekommen ist.

Die Aufmachung des Abends - viel Musik, kurze Reden, viele Selfies - stört den Unternehmer nicht. "Das finde ich gut so. Es tut mir zwar leid, dass die Politik immer mehr vom Marketing beeinflusst wird, aber dass das heute etwas anders ist, ist auch ein Zeichen für den Aufbruch", sagt er. Auch die Rede von Kurz dauert nicht einmal 15 Minuten. Trotz neuen Stils kommt auch er nicht ohne einen Seitenhieb auf die Fehler von SPÖ und FPÖ aus.

Warnung vor Umfragen

Ansonsten schneidet er anhand von Anekdoten Themenhappen wie Bürokratiewahn, Mindestsicherung und Zuwanderung an und warnt zum Abschluss vor den Umfragen. "Nehmen wir die Umfragen nicht zu ernst", sagt Kurz und erzählt eine weitere Anekdote von einem Essen in London mit einem der führenden Meinungsforscher Großbritanniens am Abend des Brexit. Selbst als die ersten Wahlresultate hereinkamen, prognostizierte dieser einen Verbleib der Briten in der EU.

Eine Stunde Händeschütteln

Nach dieser Geschichte und der Bitte um Unterstützung mischt sich Kurz unter sein Publikum. Längere Reden sind scheinbar nicht mehr gefragt. Isabella Übertsberger aus dem Flachgau sieht das etwas anders. Die 26-Jährige hätte sich für den heutigen Abend eine längere Rede von Kurz erhofft. Schließlich habe sie ihn zum ersten Mal in natura gesehen. "Aber er hat natürlich viel zu tun", sagt sie verständnisvoll.

Vom Inhalt war sie jedenfalls angetan. "Er redet gut und hat gute Ziele", so Übertsberger. Sie hoffe auf Platz eins für Kurz. Ein Selfie mit dem ÖVP-Chef wird sie sich trotzdem nicht mehr holen. "Das sollen andere machen."

Peter Riegler, ein Pensionist, hat als ÖVP-Mitglied in Wahlkampfzeiten fast keine andere Wahl, als seinen Parteichef gut zu finden. "Mir gefällt, dass er sich als junger Mensch engagiert. In der Stadt ist es furchtbar schwierig, Leute zu finden, die sich engagieren", sagt Riegler. Er selbst trat aber auch erst nach der Pensionierung in die Partei ein. "Das, was ich werden wollte, wollte ich ohne Partei werden", erklärt er. Für die Wahl ist er vorsichtig optimistisch, sieht Gefahr aber auch in den eigenen Reihen. "Ich habe Bedenken, ob es ihm gelingt, auch die altgedienten Mitglieder in den Bünden einzuschwören", meint Riegler.

Auch aus dieser Riege werden an diesem Abend einige unter den 1500 Besuchern gewesen sein. Vielleicht konnte Kurz den einen oder anderen noch im persönlichen Gespräch zu vollem Einsatz in den kommenden Wochen bewegen. Gut eine Stunde schüttelte er nach seiner Rede diverse Hände und stellte sich für unzählige Selfies zur Verfügung. Am Samstag endet die Bundesländer-Tournee in Eisenstadt.