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Libanesische TV-Moderatorin schmeißt sexistischen Korangelehrten aus ihrem Interview.
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Rima Habib Karaki fühlt sich nicht als Heldin. Und doch ist die libanesische Fernsehjournalistin genau das für viele Menschen geworden. Denn sie hat sich von einem chauvinistischen Islamisten trotz Anpöbelungen und Anfeindungen nicht den Mund verbieten lassen und damit ein Zeichen gesetzt. Vergangene Woche interviewte sie Hani Al-Sebai. Der ist ein sunnitischer Korangelehrter und wurde in Ägypten zu 15 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er eines von 14 Mitgliedern des Ratsgremiums des Ägyptischen Islamischen Dschihads sei. Die Organisation hat es sich zum Ziel gesetzt, die ägyptische Regierung zu stürzen und an ihrer Stelle einen Islamischen Staat zu etablieren. Das US-Finanzministerium hat ihn als Unterstützer des Terrornetzes Al-Kaida gelistet. Derzeit lebt er als politischer Flüchtling in London. Für das Interview kam ihm Karaki entgegen und streifte sich seinem Wunsch gemäß sogar ein Kopftuch über. Wie gelinge es eigentlich Terrororganisationen wie IS, Christen zu rekrutieren, will Karaki von Sebai wissen. Der holt zu einem historischen Exkurs aus, spricht von einem alten Phänomen, landet dann bei Italiens Roten Brigaden und der Baader Meinhof Gruppe in Deutschland. Als er dann noch vom venezolanischen Terroristen Carlos ansetzt zu erzählen, versucht ihn die Moderatorin zu bremsen. "Konzentrieren wir uns auf die Gegenwart. Mit welchen Slogans werden die Christen zu diesen Gruppierungen gelockt?" Für ihr Gegenüber ist es aber offensichtlich eine tödliche Beleidigung, von einer Frau etwas gesagt zu bekommen. "Unterbrechen Sie mich nicht. Ich antworte, wie es mir passt!", herrscht er sie an. Karaki bleibt ruhig, versichert, den Islamisten ihres Respekts und weist darauf hin, dass die Zeit für das Interview nun einmal begrenzt sei. Doch Sebai kriegt sich nicht ein. "Ich bin hier, um der Idee zu dienen, an die ich glaube!", schreit er. Die Moderatorin lenkt ein: "Okay, lassen Sie uns Ihre Antwort hören", sagt sie. Doch Sebai gerät nur noch mehr in Rage. "Halten Sie den Mund! Lassen Sie mich ausreden!", brüllt er. Karaki ist fassungslos: "Wie kann ein so respektierter Scheich wie Sie einer Moderatorin sagen, dass sie den Mund halten soll?" Kurz wird es leise. Kleinlaut beharrt Sebai darauf, dass er sehr wohl respektiert werde. Dann nimmt er wieder Fahrt auf. "Es ist unter meiner Würde, von Ihnen interviewt zu werden. Sie sind eine Frau, die ...", weiter kommt Sebai nicht, denn Karaki hat ihm den Ton abgestellt. "Entweder gibt es gegenseitigen Respekt, oder das Gespräch ist vorbei", sagt sie. Das Interview endet. "Manche Männer glauben, es sei ihr Geburtsrecht, über Frauen zu bestimmen, aber es gibt jetzt eine Menge Frauen, die dieses Image durchbrechen", sagte die zweifache Mutter danach der britischen Zeitung "The Guardian". "Hätte ich nichts gesagt, hätte ich mich dafür selbst gehasst."