![Eine Illustration einer Frau mit Kopftuch.](https://media.wienerzeitung.at/f/216981/2500x1875/a87666ab3f/wz_podcast_header_fatima_storer.jpg/m/384x288/filters:quality(50))
Anfang April ist der Jurist Abdoulaye Wade, Vorsitzender der Demokratische Partei Senegals (PDS), im Fußballstadion von Dakar als neuer Präsident vereidigt worden. Zuvor hatte sich seine Partei mit drei anderen oppositionellen Gruppierungen auf eine Koalitionsregierung geeinigt. Diese Koalition nennt sich "Alternance 2000".
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Abdou Diouf von der Sozialistische Partei (PS) verlor erstmals seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1960 bei den Präsidentenwahlen Mitte März seine Macht. Diouf wurde vorgeworfen, korrupt zu sein und nicht die Interessen des Volkes, sondern die der Mächtigen zu vertreten. Dioufs Politik sei zudem zu sehr an den Interessen der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich ausgerichtet, wurde kritisiert.
Wade und Regierungschef Moustapha Niasse wollen nun die Probleme des Landes lösen. An vorderster Stelle steht der wieder entflammte Konflikt in der Casamance. Die reiche Provinz im Süden kämpft seit 17 Jahren um Unabhängigkeit. Die Bewegung für die Unabhängigkeit der Casamance (MFDC) von Abt Diamacoune Senghor wirft Dakar vor, die Schätze der Provinz auf Kosten der dort lebenden Menschen auszubeuten.
Ein weiteres Problem ist Gambia.1982 hatte der demokratisch gewählte Präsident Gambias, Daouda Diawara, nach einem Militärcoup Senegal um militärischen Beistand gebeten. Bei dem Kampf hatten viele senegalesische Soldaten ihr Leben gelassen. Nach der Vertreibung der Junta aus Banjul vereinbarten die Regeirungen eine Vereinigung beider Länder zu "Senegambia". Doch Diawaras Rückkehr an die Macht besiegelte den Traum: von einem gemeinsamen Land wollte er plötzlich nichts mehr hören.
Spannungen gibt es auch zwischen Senegal und Mauretanien, wo 1989 Mauretanier begannen, aus ethnischen Gründen zahlreiche an der Grenze lebende Senegalesen zu massakrieren. Anlaß war ein Streit um Weideland.
Vor allem die Jugendlichen setzen in den 70-jährigen Präsidenten Wade nun große Hoffungen. Ein Großteil von ihnen findet keine Arbeit. Vor allem in den Städten ist die Jugendarbeitslosigkeit sehr hoch. Wenige Senegalesen können sich eine medizinische Grundversorgung leisten. Die ehrgeizigen Privatisierungspläne der vorhergehenden Regierung von der Energiewirtschaft bis zur Wasserversorgung haben die Probleme noch verschärft.
Der Machtübergang in Senegal ist eine der erfolgreichsten in Afrika, da der ehemalige Präsident die Regeln der Demokratie akzeptiert. Das ist im frankophonen Teil Afrikas, wo noch viele autoritäre Regime herrschen, nicht unbedingt selbstverständlich. Häufig halten sich diese Diktaturen mit der Unterstützung Frankreichs an der Macht. Autoritäre Präsidenten wie zum Beispiel in Togo, Guinea-Bissau, Gabun , Elfenbeinküste und Kamerun könnten von Senegal lernen.