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Senegals goldene Zukunft

Von Bernd Vasari aus dem Senegal

Wirtschaft
Vor den Toren Dakars entsteht in Diamniadio eine Wirtschaftszone, zehn Mal so groß wie die Wiener Seestadt.
© Bernd Vasari

Bald werden Gas- und Ölquellen sprudeln: Zu Besuch in einem westafrikanischen Land, das nach den Sternen greift.


Afrika ist ein Land. Ein Land ohne Perspektive und Entwicklung, ein Land, das ohne Unterstützung nicht überlebensfähig ist. So lautet das Klischee, das in Europa gerne über die Nachbarn im Süden erzählt wird. Und nun liefert sich Afrika auch noch China aus. Ist das der endgültige Untergang?

Doch während Europa verzerrten Wahrnehmungen nachhängt, machen sich Afrikas Länder auf den Weg in ein neues Zeitalter. Werden sie am Ende den Europäern zeigen, wie es geht? Zu Besuch im Senegal, einem westafrikanischen Land, das nach den Sternen greift.

Vom Atlantik bläst der Wind, der den roten Erdboden aufwirbelt. Eine endlose Weite erstreckt sich bis zum Horizont, nichts kann die Brise stoppen. Noch nicht. 30 Kilometer vom Zentrum Dakars entfernt, entsteht hier in Diamniadio ein Siedlungsgebiet, das dem Senegal eine goldene Zukunft bescheren soll. Auf einer Fläche, zehn Mal so groß wie die Seestadt in Wien, sollen in 15 Jahren 300.000 Menschen leben und 200.000 Jobs geschaffen werden.

Eine junge, digitale Gesellschaft strebt nach vorne.
© Bernd Vasari

Die ersten Rohbauten stehen bereits. Sie wirken verloren auf dem weitläufigen Gelände. Bald sollen sie strahlen. Renderings, die auf mehreren Tafeln in der staubigen Landschaft angebracht sind, zeigen futuristische Glastürme, Palmenalleen und Springbrunnen. Auch die ersten Unternehmen haben sich angesiedelt. Sie zahlen weder eine Einkommenssteuer noch Zölle, und mit 15 Prozent, nur die Hälfte der im Land üblichen Körperschaftssteuer. Die Steuererleichterungen gelten für ganz Diamniadio.

Vor einem Gebäude in der Industriezone "Plateforme Industrielle" parken mit Solarenergie betriebene Eiswagen, die hier produziert werden. Auch das US-amerikanische Logistikunternehmen FedEx hat ein Büro bezogen. Banken, Dienstleistungen, Fertigung, Textil- und Lebensmittelindustrie, die Anzahl der Wirtschaftssparten in der Industriezone soll unbegrenzt sein. Das angrenzende Viertel "Technopole de Dakar" ist als Innovationsstandort vorgesehen, mit internationalen IT-Unternehmen, Start-ups und Ausbildungszentren.

Entwicklungsplan von McKinsey

Vor 62 Jahren wurde der Senegal unabhängig von Frankreich. Seither gehört das Land zu den stabilsten Demokratien in Westafrika. Anders, als in den Nachbarländern, wurde der Wahlsieger stets akzeptiert. Der Senegal bewährte sich auch als Vermittler in Konflikten und Teilnehmer an internationaler Friedenssicherung. Doch diese Stabilität mündete nicht in wirtschaftlichem Erfolg. Enorm hohe Strompreise, eine träge Bürokratie und visionslose Regierungen bremsten das Land jahrzehntelang.

Nun soll es anders werden. 2012 wurde der Geologe Macky Sall zum Präsidenten gewählt. Sein Ziel: Der Senegal soll bis 2035 zu einem Schwellenland wie Südafrika, Brasilien oder Polen aufsteigen. Sall beauftragte die US-amerikanische Beratungsfirma McKinsey mit der Erarbeitung eines nationalen Entwicklungsplans, der Anfang 2014 als "Plan Senegal Emergent" vorgestellt wurde.

Präsident Macky Sall.
© gettyimages

Neben dem landesweiten Logistik- und Industriezentrum in Diamniadio sieht der Plan 27 Investitionsprojekte und 17 große Reformen vor, die verschiedene Sektoren wie Landwirtschaft, Energie, Bildung, Gesundheit, Infrastruktur, Technologie, Finanz- und Tourismusdienstleistungen abdecken. Zudem soll die Produktivität des Landes und damit die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 2,5 Prozent im Zeitraum 2008 bis 2013 auf 7 Prozent gesteigert werden.

Bei einer Geberkonferenz in Paris konnte Sall wichtige Geldgeber von seinem Vorhaben überzeugen. Darunter die französische Entwicklungsagentur (AFD), die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB), die saudische Islamische Entwicklungsbank (IsDB), die chinesische Staatsbank Exim und Investmentbanken aus der Türkei. Zuletzt gab die Weltbank Finanzierungen von knapp 500 Millionen Euro bekannt.

Doch nicht nur wegen den ambitionierten Entwicklungsplänen sind die Geldgeber großzügig. Sie wissen auch, dass bald Öl und Gas aus der senegalesischen Erde sprudeln werden. Zuletzt wurden im Senegal Öl- und Gasreserven im Wert von mehr als 1 Milliarde Barrel Öl und über 1.300 Milliarden Kubikmeter Gas erschlossen. Die größte Anlage von Flüssigerdgas (LNG) soll bereits 2023 in Betrieb gehen. 

Prall gefüllte Taschen und millionenschwere Projekte

Der Privatkonsum wächst stark.
© Bernd Vasari

Mit prall gefüllten Taschen setzte Sall von Beginn an auf Großprojekte. In der Nähe von Diamniadio wurden vor kurzem eine moderne Basketball-Arena (Kosten: umgerechnet 100 Millionen Euro) und ein multifunktionales Nationalstadion (236 Millionen Euro), das in der Nacht in den Landesfarben erstrahlt, eröffnet. Vor den Augen der Präsidenten Frank-Walter Steinmeier aus Deutschland, Recep Erdogan aus der Türkei, Paul Kagame aus Ruanda und Sall selbst kickten Afrikas Fußball-Altstars wie Didier Drogba, Eto und Roger Milla.

Auch der "Aeroport international Blaise-Diagne" (646 Millionen Euro) für jährlich drei Millionen Passagiere und 50.000 Tonnen Fracht wurde errichtet, samt neuer Autobahn (185 Millionen Euro), die über Diamniadio ins 43 Kilometer entfernte Dakar führt. Der Flughafen soll zum internationalen Drehkreuz in der Region werden.

"Eine Hochgeschwindigkeitsreise in das moderne Zeitalter", nannte Präsident Macky Sall den Bau der neuen S-Bahn, die ebenso das Zentrum Dakars mit Diamniadio und dem Flughafen verbindet. Die Zugverbindung mit 14 Bahnhöfen soll fast 115.000 Fahrgäste täglich befördern. Alle Züge sind mit WiFi an Bord, Klimaanlagen und Leselampen ausgestattet, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 160 km/h. Die Kosten für den ersten Abschnitt zwischen Dakar und Diamniadio lagen bei umgerechnet 2,2 Milliarden Euro. Um den Verkehr in der 4-Millionen-Metropole zu entlasten, ist auch der Aufbau eines öffentlichen Busnetzwerkes auf reservierten Fahrspuren geplant.

Dakar liegt auf einer Halbinsel am westlichsten Punkt des Kontinents, auf drei Seiten umgeben vom Atlantik. An den sandigen Stadtstränden treffen sich die Hauptstädter zum Schwimmen und Surfen, essen gegrillten Steckerlfisch, der von den Fischern in ihren bunten Booten gefangen wird.

Der Aufbruch ist spürbar. Neben einfachen Vierteln gibt es reich bestückte Märkte, eine lebendige Clubszene und gehobene Restaurants für die wachsende Mittelschicht. Alle zwei Jahre findet die Kunst-Biennale "Dak’Art" statt, die Kuratoren aus der ganzen Welt anzieht. Die Gesellschaft ist liberal geprägt, 95 Prozent der Menschen sind Muslime, doch Frauen mit Kopftüchern gibt es hier kaum.

Dakar steht aber auch für das starke Gefälle zwischen Stadt und Land. Mehr als 20 Prozent der 17 Millionen Senegalesen leben hier. Und es werden immer mehr. In den vergangenen zwei Jahrzehnten verdoppelte sich die Einwohnerzahl. Der Fokus der Regierung auf Diamniadio wird diesen Trend wohl verstärken.

Landflucht, trotz fruchtbarer Böden

Die Landflucht der Menschen ist jedoch hausgemacht. Die Böden des Landes sind zwar sehr ertragreich. Vor allem die Südregion Casamance mit ihren breiten Flüssen, tropischen Mangrovenwäldern und saftigen Früchten. Zwei Drittel der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft. Doch der Reichtum der Natur lässt sich nur mit Mühe zu Geld machen.

Paul Biagui auf seiner Plantage in der Casamance.
© Bernd Vasari

Paul Biagui lebt in Ziguinchor, der Provinzhauptstadt von Casamance. Sie liegt am Südufer des gleichnamigen Flusses, 15 Kilometer von der Grenze nach Guinea-Bissau entfernt. Biagui, blaue Jeans, cremefarbenes T-Shirt, Sonnenbrille, ist Besitzer einer Plantage, so groß wie neun Fußballfelder. Wer sich nun einen wohlhabenden Mann vorstellt, muss enttäuscht werden. Er lädt zur Fahrt von Ziguinchor zu seiner etwa 20 Kilometer entfernten Plantage in einem gelben Renault, Baujahr 1980. Die Innenseiten der Türen werden von Schrauben zusammengehalten, es klappert und rattert bei einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h, während der Geruch von Benzin in die Nase steigt.

Eine gute halbe Stunde später ist das Ziel erreicht. Der Plantagenbesitzer führt über sein dicht bewachsenes Grundstück. Beim Vorbeigehen zeigt er mit dem Zeigefinger auf Reisfelder, Avocadobäume, Melanzani- und Erdnusssträucher, Erdäpfelknollen und Mangobäume. "Das Gemüse kann drei Mal pro Jahr geerntet werden", sagt er. "Wir ernten mit der Hand", fügt er hinzu.

Bei den Mangos gebe es zwar nur eine Ernte pro Jahr. Der ganze Boden sei dann aber voll mit den Früchten, weil nicht alle verkauft oder verarbeitet werden können. "Es gibt in der Casamance so viele Mangos, dass wir zur Erntezeit im April und Mai auf Mangos wandern", sagt er und lacht. Ein Großteil der Früchte verdirbt.

Reiche Natur im Süden.
© Bernd Vasari

Seine Ware verkauft der Plantagenbesitzer auf dem Markt in Ziguinchor. "Ich würde natürlich Mangos am liebsten in Europa verkaufen", sagt er. "Nur es gibt niemanden, der mir Geräte für eine effiziente Abwicklung der Ernte finanziert, ganz zu schweigen von der Finanzierung der Vertriebskosten." Maschinen wären auch notwendig, um die Früchte zu Säften oder Marmeladen zu verarbeiten.

Krisenregion ohne Abstufungen

In westlichen Medien tauchen die Länder Westafrikas nur selten auf, und wenn, dann vor allem bei Konflikten. Berichtet wurde über Burkina Faso, Mali und Guinea, als sich zuletzt Militärs an die Macht putschten, auch Anschläge des Islamischen Staats, wie etwa in Mali und Burkina Faso wurden vermeldet. Die hohen Wachstumsraten und die junge, digitalisierte, mehrsprachige Gesellschaft sind hingegen nur selten eine Schlagzeile wert.

Westafrika gilt in Europa daher als Krisenregion, ohne Abstufungen. Dass es Länder mit unterschiedlichen Erzählungen und Geschichten gibt, wird größtenteils ignoriert. Der Senegal ist von Krisen in den Nachbarländern zwar nicht direkt betroffen, die Auswirkungen bekommt das Land aber trotzdem zu spüren.

6200 Kilometer Luftlinie weiter nördlich. Café Menta, Radetzkyplatz, im Wiener Bezirk Landstraße. Amadou Mansour Mbodj rührt Zucker in seinen Tee. "Der Senegal ist voll von natürlichen Ressourcen wie Gold, Eisen, Marmor, Zirkonia, Fisch und fruchtbaren Böden", sagt er. "Und in zwei Jahren werden wir Öl und Gas fördern. Wer hier investiert, wird ein Vielfaches zurückbekommen."

Mbodj ist im Auftrag der senegalesischen Regierung in Österreich, zuvor war er in Frankreich, Belgien, Portugal, Spanien, Israel, Japan und der Türkei. Er soll Geschäftsbeziehungen mit Unternehmen anbahnen und Kontakte knüpfen, für die Sonderwirtschaftszone in Diamniadio, für Geräte und Maschinen, die aus den vielen Mangos Saft machen und Getreide verarbeiten können, die die Milch von Kühen zu Käse und Butter verarbeiten und Baumaterialen für Häuser herstellen können. "Wir brauchen jetzt Qualität, um uns zu entwickeln", sagt Mbodj. "Und Österreich hat die richtigen Unternehmen, Produkte und ein vielfältiges Angebot an Technologien, die uns voranbringen würden."

Österreichs Vorteil

Zudem liege Österreichs Vorteil in der fehlenden Beteiligung an Afrikas schmerzhafter Vergangenheit. "Wir haben den Ländern, die uns kolonialisierten, versklavten und plünderten sicherlich vergeben, aber wir haben nicht vergessen, was passiert ist", sagt Mbodj. "Und viele von diesen Ländern versuchen weiterhin von unseren Reichtümern zu profitieren, ohne ein aufrichtiges Bedürfnis nach Zusammenarbeit anzustreben."

Mbodj verweist auf die Staats-Währung Francs CFA. Sie wurde 1945 von Frankreich als Kolonialwährung in 14 afrikanischen Ländern eingeführt. Die drei Buchstaben stehen heute für "Cooperation Financiere en Afrique", lange stand CFA jedoch für Colonies Francaises d´Afrique - französische Kolonien Afrikas. Bis vor kurzem verfügte Frankreich über ein Vetorecht bei allen wichtigen Entscheidungen der drei afrikanischen Zentralbanken und hatte das Recht, den CFA abzuwerten. Davon machte Frankreich 1994 auch Gebrauch. Der CFA wurde um die Hälfte abgewertet mit schwerwiegenden Folgen für Millionen Afrikaner. Die Kaufkraft halbierte sich über Nacht. Ein traumatisches Erlebnis, das bis heute nachwirkt und den ehemaligen Kolonien vor Augen führte, dass ihre Unabhängigkeit nicht mehr als eine Floskel war.

Die Kritik an diesem System wurde immer lauter, auch in Europa. Anfang 2019 warf Italiens Vize-Regierungschef und heutiger Außenminister Luigi Di Maio den Franzosen vor, mit dem CFA "Afrika zu verarmen" und so die Migrationskrise zu verschärfen. "Frankreich hat nie aufgehört, afrikanische Staaten zu kolonisieren", sagte er. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte schließlich Verständnis.

Am 29. Juni 2019 beschlossen die 15 Staatschefs der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas), eine neue gemeinsame Währung mit dem Namen Eco. Der Start wurde mehrmals verschoben, nun soll sie 2027 eingeführt werden.

Das Geld wird in einem französischen Dorf gedruckt

Bis es so weit ist, bleibt der CFA jedoch Staatswährung, die weiterhin von der französischen Zentralbank in der französischen Kleinstadt Chamalières gedruckt wird, Tausende Kilometer von den Ländern des CFA entfernt. Der Wert des CFA ist weiterhin mit einem festen Wechselkurs an den Euro gekoppelt. Zudem müssen die Staaten einen Teil ihrer Reserven bei der französischen Zentralbank hinterlegen.

Auch beim Fischfang vor der senegalesischen Küste sind die Beziehungen vor allem mit Spanien, Portugal und Frankreich belastet. "Die Fischbestände haben stark abgenommen, weil die europäischen Fangflotten sie leer fischen", sagt Mbodj. 1,7 Millionen Euro zahlt die EU jährlich an Senegal für die Zugangsrechte in den Gewässern. "Ein lächerlicher Preis", sagt Mbodj.

Gespannte Beziehungen mit der EU beim Fischfang.
© Bernd Vasari

Die Fischerei-Verträge stammen noch aus den 1970er Jahren, aus einer Zeit, in der die senegalesische Bevölkerung kaum Zugang zu Informationen hatte. "Heute ist das ganze Land mit dem Mobilfunkstandard 4G verbunden", sagt Mbodj. Das Land mit einem Durchschnittsalter von 19,4 Jahren hat sich vernetzt. "Die Menschen haben Smartphones und informieren sich. Sie können nicht mehr für dumm verkauft werden und fordern einen selbstbewussten Senegal, der auf eigenen Beinen steht."

Das neue Selbstbewusstsein spiegelt sich auch in den Wirtschaftsdaten wider. So stieg das jährliche BIP-Wachstum pro Kopf rasant an, der durchschnittliche Wert lag vor der Coronapandemie bei 4 Prozent. Vor allem Dienstleistungen und Einzelhandel sorgten mit 50 Prozent der Wertschöpfung für einen großen Schub. Auch der private Konsum und die Investitionen wuchsen stark.

Die Coronapandemie bremste zwar den Aufschwung, das reale BIP-Wachstum ging von 4,4 Prozent im Jahr 2019 auf 1,5 Prozent im Jahr 2020 zurück. 2021 lag das Wachstum jedoch wieder bei 5 Prozent. Mit Beginn der Erdgas- und Erdölproduktion in zwei Jahren sollte das Wachstum noch weiter beschleunigt werden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit einem Höchststand von 10 Prozent in den Jahren 2023 und 2024.

China will vom Aufschwung profitieren

Und während die EU noch an alten Rollenbildern festhängt, versuchen Länder wie China vom Aufschwung zu profitieren. Beim im Februar stattgefundenen, zweitägigen EU-Afrika-Gipfel in Dakar versuchten die Europäer Boden gut zu machen und versprachen eine neue Partnerschaft auf Augenhöhe. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte zudem Investitionen in der Höhe von 150 Milliarden Euro an.

Doch die EU agiert im Schatten von China, das seit vielen Jahren in den Ländern aktiv ist und sein Großprojekt der neuen Seidenstraße verfolgt.

China ist seit vielen Jahren im Senegal aktiv.
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Auch auf dem weitläufigen Gelände von Diamniadio hat sich die Volksrepublik sichtbar niedergelassen. Als im vergangenen Juli die zweite Bauphase der Industriezone eröffnet wurde, war neben dem senegalesischen Präsident Macky Sall auch der chinesische Botschafter Xiao Han anwesend. "Baue ein Nest, um den Phönix anzuziehen", zitierte Han ein chinesisches Sprichwort. Auch die Reform und Öffnung Chinas habe mit der Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen begonnen, sagte er. "Chinas Erfahrung zeigt, dass rohstoffreiche Industriezentren und eine bevorzugte Politik ausländische Investoren anziehen können." Diese industrielle Entwicklung werde dem senegalesischen Wirtschaftswachstum zugutekommen. Chinas Staatsbank Exim finanziert die gesamte zweite Bauphase durch ein Darlehen.

Der Botschafter verweist auf die vielen chinesischen Unternehmen, die Investitionsvereinbarungen unterzeichnet haben. "40 von ihnen haben ihre Absicht bekundet, sich in der Industriezone niederzulassen."

Federführend bei der Umsetzung sind die chinesischen Bauunternehmen "Sichuan Road and Bridge Group" und "CGCOC Group". Sie setzen vor allem auf Arbeitskraft aus China. Erste Heime für chinesische Arbeiter wurden bereits errichtet.

Amadou Mbodj besuchte über 100 heimische Firmen.
© Bernd Vasari

"Wir wissen unter welchen Bedingungen ihre Arbeiter arbeiten. Viele davon sind Strafgefangene, das gefällt uns nicht", sagt Amadou Mansour Mbodj. "Doch solange Europa nur zusieht und uns nicht ernst nimmt, solange haben wir keine andere Wahl als mit anderen Partnern zusammenzuarbeiten." Neben China bieten auch Japan, Israel, die Türkei und viele arabische Staaten Kooperationsmodelle an. Und Österreich?

In den vergangenen Wochen besuchte Mbodj mehr als 100 österreichische Unternehmen, um sie als Investoren und Geschäftspartner für den Senegal zu gewinnen. "Nur ein Unternehmen zeigte Interesse", sagt er. Alle anderen winkten ab. Mbodj gießt sich Tee nach, während er den Kopf schüttelt. "Und wissen Sie was die Begründung ist?", fragt er und antwortet: "Sie sagen: Afrika ist schwierig."