Immer mehr Menschen arbeiten auch in der Pension noch. Dafür sollten sie keinen Pensionsbeitrag zahlen müssen, meint Ingrid Korosec.
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"Geht’s den Senioren gut, gehts auch unserer Gesellschaft gut", zeigte sich ÖVP-Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec bei einem Pressegespräch zum Jahresausklang überzeugt. Sie wollte den Termin nutzen, um wieder einmal ihre Positionen in der Seniorenpolitik vorzutragen. Senioren seien keine Risikogruppe, wie sie in der Corona-Pandemie bezeichnet wurden, sondern eine "Chancengruppe", die es auch zu nutzen gelte. Die Pensionen seien "kein großer Kostenfaktor, dafür ein Wirtschaftsfaktor", da ein Viertel der Kosten, die Pensionen zugerechnet werden würden, gar nichts mit Pensionen zu tun hätten. Hier seien auch Kosten eingerechnet, die der allgemeinen Armutsbekämpfung dienen würden. Das wüsste, meinte Korosec, auch Gerald Loacker (Neos), der die hohen Pensionskosten zwar immer kritisiere, diesen Faktor allerdings nie erwähne.
90.000 Pensionisten weiterhin erwerbstätig
Korosec sprach sich auch für flexiblere Arbeitsmöglichkeiten für ältere Generationen aus, da derzeit ein Fachkräftemangel herrsche. Der würde durch die Pensionierungswelle der "Babyboomer" befeuert werden, weil die nachkommenden Generationen geburtenschwächer waren, wie Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) diese Woche zur APA sagte. Er rechnet mit einem zehnjährigen Problem. Derzeit seien 88.000 Pensionistinnen und Pensionisten erwerbstätig, "Tendenz steigend", sagte Korosec. Sie fordert eine Abschaffung der Pensionsbeiträge, räumt selbst aber ein, dass diese Beiträge zu einer Pensionserhöhung im Folgejahr führen.
Die Zahlen sind ähnlich denen der Arbeiterkammer, die auf Anfrage der "Wiener Zeitung" von 82.190 erwerbstätigen Pensionsbeziehern sprach. 34.000 davon seien selbständig und 50.000 Personen in Alterspension. Weitere 30.000 beschäftigte Personen bekommen eine Witwen- und Waisenpension. Die Arbeiterkammer warnt vor einer Senkung der Sozialversicherungsbeiträge oder Steuern, da dies vor allem Arbeitgebern und Besserverdienern zugutekommen würde, während Arbeitnehmer mit körperlich fordernden Berufen dadurch ungerecht behandelt werden würden. Das Ziel müsse laut Arbeiterkammer deshalb eine Verbesserung der Arbeitsbedingung in der Pflege und am Bau sein, um Menschen länger in der Erwerbstätigkeit zu halten. Wer nämlich vorzeitig in Pension geht, darf nur bis zur Geringfügigkeitsgrenze von 486 Euro dazuverdienen.
Teilzeitarbeit als Treiber der Altersarmut
Eine andere Forderung der ÖVP, für die Korosec "seit 30 Jahren" eintritt, ist das automatisierte Pensionssplitting, bei dem der arbeitende Elternteil auch in die Pensionskasse des Elternteils einzahlt, der für das gemeinsame Kind kürzertritt. Immer noch sind das meistens Frauen, die dann oft in der Altersarmut landen. Um das zu verhindern, sei es notwendig, dass Frauen nicht zu lange einer Teilzeitarbeit nachgehen. Die spätere Haushaltspension würde mit einem Splitting "nicht mehr, aber gerechter", so Korosec, die auf Bewegung bei der Regierungsklausur Mitte Jänner hofft. Der grüne Koalitionspartner ist skeptisch und spricht sich für ein größeres Paket aus. Da sollen dann auch eine Lohntransparenz und bessere Karenz- und Teilzeitmodelle dabei sein, wie Grünen-Frauensprecherin Meri Disoski im Ö1-"Morgenjournal" erklärte. Dazu Korosec: "Machen wir einmal das Pensionssplitting und dann tun wir weiter". Von der Idee wenig angetan ist die Opposition: Die SPÖ sieht darin "keine adäquate Maßnahme gegen Altersarmut bei Frauen", wie SPÖ-Abgeordnete Eva-Maria Holzleitner in einer Aussendung wissen ließ, und die FPÖ-Frauensprecherin Rosa Ecker kritisiert, dass dann die Pension der Väter sinken würde.