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Seniorenwerben der Parteien

Von Walter Hämmerle

Politik

Die Zeiten sind vorbei, in denen sich die Parteien "ihrer" Seniorenstimmen an den Wahlurnen sicher sein konnten: Spätestens die Wahlerfolge Jörg Haiders während der 90er Jahre haben gezeigt, dass auch die über 60-Jährigen politisch umworben werden wollen.


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Derzeit scheint dies jedoch lediglich ÖVP und SPÖ zu gelingen: Beide Großparteien konnten bei der letzten Nationalratswahl 2002 9 von 10 Wählerstimmen der über 60-Jährigen auf sich vereinen, wobei die ÖVP mit 48 Prozent klar vor der SPÖ mit 42 Prozent lag. Die FPÖ kam hier auf 7 Prozent, die Grünen lediglich auf 1 Prozent.

Dass diese Kräfteverhältnisse nicht in Stein gemeißelt sind, zeigt ein Blick auf die Wahlergebnisse in den 90er Jahren: Von 1986 bis 1999 gelang es den Freiheitlichen, ihren Senioren-Anteil von 8 auf 23 Prozent zu steigern. Dass dieser 2002 mit 7 Prozent sogar wieder unter das Niveau von 1986 fiel, ist für Meinungsforscher Peter Ulram deutlicher Beleg für die zunehmende politische Mobilität der älteren Generation. Allerdings: Die Parteibindung ist hier noch immer weitaus stärker ausgeprägt, gibt Ulram im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" zu bedenken.

Wie ernst vor allem Volkspartei und Sozialdemokraten das Werben um die ältere Generation nehmen, zeigte erst dieser Tage die Nominierung von Nationalratspräsident Andreas Khol für die Nachfolge des kürzlich verstorbenen Seniorenbund-Obmannes Stefan Knafl. Auch die SPÖ wirft mit Ex-Innenminister Karl Blecha ein politischen Schwergewicht in den Ring.

So einfach wie in den 90er Jahren lassen sich die Senioren jedoch nicht mehr zur Stimmabgabe für die eine oder andere Partei bewegen, ist Ulram überzeugt. Ein bisserl mehr als der legendär gewordene Seniorenbrief von Bundeskanzler Franz Vranitzky im Wahlkampf des Jahres 1995 muss es also schon sein. Neben den Pensionen sind vor allem Sicherheits-relevante Themenfür diese Altersgruppe besonders wichtig.

2030 ist bereits jeder Dritte über 60

Dass sich die Partei-Mühen durchaus lohnen, zeigt allein schon ein Blick auf die demographische Entwicklung des Landes: Der Anteil der über 60-Jährigen beträgt derzeit laut Statistik Austria exakt 22 Prozent der Gesamtbevölkerung von rund 8,2 Millionen. In absoluten Zahlen sind das 1,8 Millionen. Bis 2015 steigt dieser Anteil nur unwesentlich auf geschätzte 24,6 Prozent. Ab dann geht es jedoch rasant bergauf: 2030 sind es 32 Prozent und 2050 schon mehr als 36 Prozent.